Vor zwei Jahren haben sich Urs Merkli (64) und Angela Schulz (57) in die Sennhütte im hinteren Tösstal verliebt. Doch nach monatelangem Krieg mit Kanton und Einheimischen räumen sie jetzt das Feld. «Wir wollen nur noch weg», sagt Schulz zu BLICK.
Ende März war Schluss im Zürcher Oberland. Der Eigentümer des Restaurants, der Kanton, zahlte den Wirten eine Abfindung (BLICK berichtete). Nun zieht das Paar aus – zur Freude einiger Gemeindebewohner. «Sie waren sehr unbeliebt hier. Wir sind froh, wenn sie endlich gehen», so ein Einheimischer, der anonym bleiben möchte.
Einmal habe er in der Sennhütte gegessen, danach nie wieder: «Sie verstehen nichts vom Kochen und Wirten», so sein Urteil. Seine Nachbarn und Freunde seien gleicher Meinung, versichert er. Zudem gelten Schulz und Merkli im Dorf als Querulanten. «Ihr Hund war aggressiv und sie haben Holz gestohlen», erzählt der Bewohner.
«Sie haben sich das Vertrauen verspielt»
Das Wirtepaar hält dagegen. «Die zwölf Anzeigen gegen unseren Hund wurden fallengelassen, ebenso jene für den Holzdiebstahl. Das war nur Schikane», stellt Urs Merkli klar. Während ihrer Zeit in der Sennhütte wurden den Pächtern die Pneus zerstochen, ihre Terrasse mit vollen Hundesäckli beworfen. Der zuständige Amtsleiter des Kantons machte sich in einer E-Mail über das Paar lustig. «Heissa Maria, die werden wir wohl nicht so schnell los», schrieb er in einer Nachricht, die BLICK vorliegt.
Warum der ganze Hass? Merkli und Schulz haben darauf keine klare Antwort. Auch der Kanton äussert sich nicht zu den Vorfällen. Ein Beizer aus der Region erklärt: «Sie haben sich das Vertrauen zur Bevölkerung und zum Eigentümer schon am Anfang verspielt – ein grosser Fehler.»
So hätten die Pächter den Kanton vor Gericht gezogen, weil dieser sich geweigert hatte, ihnen die Miete für zwei Monate rückzuerstatten. Anlass: Die Radiatoren waren geplatzt, die Sennhütte stand kurz vor der geplanten Eröffnung im November 2017 unter Wasser.
Bewohner fühlten sich übergangen
Merkli dazu: «Wir mussten wegen des Schadens noch bis Mitte Dezember geschlossen bleiben. Dabei konnten wir nichts dafür, die Radiatoren waren schon zuvor verrostet. Die Mietrückerstattung stand uns zu!»
In der Gemeinde kam dieses Verhalten trotzdem gar nicht gut an. «Die machen nur Ärger», so der Tenor in der Bevölkerung.
Der Beizer aus der Region berichtet weiter, die Pächter hätten gross verkündet, man setze nun hauptsächlich auf auswärtige Touristen. «Das versetzte die Einheimischen erst recht in Rage. Sie fühlten sich übergangen, schliesslich war die Sennhütte für viele eine Stammbeiz.»
«Das ist einfach nur erbärmlich»
Dem Konkurrenten tut das Wirte-Paar leid. «Die Leute hier haben die beiden so lange runtergemacht, bis sie kaputt und völlig am Boden waren. Das ist einfach nur erbärmlich.» Für unerfahrene Gastronomen sei das Tösstal ein hartes Pflaster, bestätigt ein weiterer Gastronom aus der Gegend. «Die Einheimischen sind sehr eigen. Man muss Rücksicht nehmen», sagt er.
Urs Merkli und Angela Schulz gestehen ein: «Heute würden wir vieles anders machen.» Das Paar freut sich nun auf einen Neuanfang. Der Traum vom eigenen Restaurant möchte es nicht so schnell begraben. Merkli: «Wir werden es an einem anderen Ort noch einmal probieren – und hoffentlich Erfolg haben.»