Wie konnte Loris in die Glatt fallen?

Die Bestürzung in Niederglatt ZH über den Tod des viermonatigen Loris (im BLICK) ist gross: «Ich bin schockiert», sagt Manuela Hernandez (30) gestern. «Aber ich kann auch kaum verstehen, dass man einen Kinderwagen aus den Augen lässt.»

Das hat die 28-jährige Mutter am Mittwoch kurz nach 11 Uhr getan: Judith B.* war laut Polizei in ein Gespräch mit einer Kollegin vertieft. Der Kinderwagen sei einfach davongerollt – über das steile Wiesenbord in die einen Meter tiefer gelegene Glatt. Ohne dass sie davon etwas gemerkt habe, sagt die Mutter.

Die Glatt riss Loris über einen Kilometer weit mit. Rund 20 Minuten war er wohl im nur sieben Grad kalten Wasser, bis ihn sein Grossvater aus den Fluten ziehen konnte. Der Säugling starb im Spital. «Die Todesursache steht noch nicht fest», sagt Staatsanwältin Alexandra Bergmann. «Aber er hat viel Wasser geschluckt.»

Loris Mutter kam scheinbar erst gar nicht auf die Idee, dass Loris im Wasser sein könnte. Remo Strub (16) traf die verzweifelte Frau kurz vor 11.30 Uhr bei der Kirche: «Ihr Handy-Akku war leer, sie wollte bei der Polizei anrufen. Ich gab ihr mein Natel», erzählt er. «Sie hatte panische Angst, glaubte, ihr Kind sei gekidnappt worden.»

Ein tödlicher Fehler? Die Kirche ist einige Hundert Meter vom Unfallort entfernt. Flussaufwärts. Die Frau hat in der falschen Richtung gesucht.

Wie konnte der Kinderwagen mit Loris unbemerkt in die Glatt rollen? Das untersucht jetzt auch der Wissenschaftliche Dienst der Polizei. «Die Auswertung der Spuren läuft noch», sagt Alexandra Bergmann. «Sowohl die Unfallstelle als auch der Kinderwagen selber wird untersucht.» Könnte auch eine postnatale Depression eine Rolle gespielt haben? «Auch das wird abgeklärt», sagte Staatsanwältin Bergmann gegenüber BLICK.

*Name der Redaktion bekannt