Man erwartet bunte Blumen, wenn man ein städtisches Blumenbeet betrachtet. Nicht so in diesem Beet in Zürich-Hottingen: Dort wächst – wochenlang völlig unbehelligt und direkt an der Strasse – eine Cannabispflanze. Ein Blick am Abend-Leser hat den seltsamen Anblick fotografiert.
Weil man die Blüten der weiblichen Pflanze trocknen und als Marihuana in Joints rauchen oder zu Haschisch weiterverarbeiten kann, ist die Pflanze bei vielen verschrien. Und doch taucht sie immer wieder mitten in der Stadt in Asphalt-Ritzen oder in Hecken auf. Pflanzt die Stadt etwa Hanfpflanzen auf öffentlichem Grund?
«Hanf gehört ja schon fast zum Stadtbild»
Lukas Handschin, Sprecher von Grün Stadt Zürich, erklärt: «Dass Hanfpflanzen in der Stadt wild wachsen, kommt durchaus vor.» Gründe dafür gebe es mehrere: «Zum einen ist Hanf sehr oft im Vogelfutter enthalten.»
Zum anderen könne es aber auch sein, dass Samen von Pflanzen auf privaten Balkonen oder Dachterrassen auf die Strasse herunterfallen. «Denn Hanfpflanzen gehören mancherorts ja schon fast zum Zürcher Stadtbild.»
Zudem sei Hanf eine sehr genügsame Pflanze. Da erstaune der Wildwuchs nicht. In der Stadtgärtnerei habe Grün Stadt Zürich Hanf auch schon als Bodenverbesserer eingesetzt, um ausgelaugte Böden wieder fruchtbar zu machen. «Hanf ist eine uralte Nutzpflanze.»
Gezielt unternimmt Grün Stadt Zürich nichts gegen die Hanfpflanzen in den Quartieren. «Sofern eine Pflanze nicht ein Bauwerk beeinträchtigt, reissen wir sie nicht zwingend aus.»
Zudem: Die Hanfsamen im Vogelfutter stammen aus Industriehanf und haben somit keine halluzinogene Wirkung. Deshalb findet die Stadt die Situation «weder alarmierend noch besonders störend».