War es Diebstahl?
Vermisste Gemälde aus Zürcher Kunsthaus gehören Ex-Geheimdienstler

Im Zürcher Kunsthaus sind zwei Bilder verschollen. Ein Diebstahl kann nicht ausgeschlossen werden. Jetzt ist klar: Die abhandengekommenen Gemälde gehören dem ehemaligen Geheimdienstler Ferdinand Knecht (88). Er soll Chef des Nachrichten­dienstes P 27 gewesen sein.
Publiziert: 24.01.2023 um 10:19 Uhr
|
Aktualisiert: 27.01.2023 um 21:30 Uhr
1/4
Im Zürcher Kunsthaus sind zwei Bilder verschollen. Ein Diebstahl kann nicht ausgeschlossen werden.
Foto: keystone-sda.ch

Im Zürcher Kunsthaus fehlen zwei Bilder: Seit Anfang Jahr seien zwei Werke unauffindbar, teilte das Kunsthaus am Dienstag mit. Interne Suchen seien erfolglos geblieben. Das Kunsthaus hat deshalb die Polizei eingeschaltet.

Am Freitag wird dann publik: Die Gemälde gehören einem ehemaligen Geheimdienstler. Sie stammen aus der privaten Sammlung von Ferdinand und Karin Knecht – einem Zürcher Sammlerpaar. Dies berichtet der «Tages Anzeiger».

Ferdinand Knecht sei 1990 als Chef des Nachrichtendienstes P 27 enttarnt worden. Dabei habe es unter anderem zu seinen Aufgaben gehört, den Generalstab der Armee mit Informationen zum Kalten Krieg zu beliefern. So sammelte er beispielsweise Nachrichten über Kriegsvorbereitungen der Sowjetunion und andere Staaten.

Kunsthaus-Direktorin «erschüttert»

Wie das Kunsthaus schreibt, könne ein Diebstahl nicht mehr ausgeschlossen werden. Es erstattete deshalb am 13. Januar Anzeige gegen Unbekannt. Seit dem Brand im August 2022 ist das Kunsthaus daran, alle 700 Werke zu reinigen und zu restaurieren, weshalb die Werke abgehängt worden sind.

Bei den abhandegekommenen Gemälden handelt es sich um private Dauerleihgaben: «Soldaten im Lager» von Robert van den Hoecke aus der Mitte des 17. Jahrhunderts sowie von Dirck de Bray «Narzissen und andere Blumen in Glasvase auf einer Marmorplatte» von 1673.

Beide auf Eichenholz gemalte Werke sind gerahmt und verglast. Die Direktion hofft, dass sie unbeschadet den Weg zurück ins Kunsthaus finden. Das Kunsthaus unterstützt die Polizei bei den Ermittlungen, hat die vermissten Werke im Art Loss Register, der weltweit grössten Datenbank verlorener und gestohlener Kunstwerke eintragen lassen und führt parallel eigene Untersuchungen durch.

«Die Möglichkeit, dass trotz grosser Sicherheitsvorkehrungen Werke derzeit nicht zu finden sind, erschüttert uns», sagte Direktorin Ann Demeester.

Krisenstab eingerichtet

«Mit dem Einbezug der Polizei ist die Arbeit für uns nicht abgeschlossen. Das Kunsthaus-Team steht in engem Austausch mit allen Betroffenen und trägt sicherheitsrelevante Unterlagen zusammen. Wir halten Augen und Ohren weiterhin offen, falls sich die Werke doch noch im Haus befinden», ergänzte Demeester. Man habe einen Krisenstab eingerichtet.

Fast drei Viertel des Kunsthaus-Bestandes sind private Dauerleihgaben oder Schenkungen. Seit Generationen würden Sammlerinnen und Sammler ihre Schätze dem Kunsthaus anvertrauen, wird Direktorin Ann Demeester in der Mitteilung zitiert. Demeester betonte, dass alle anderen Werke, die im Moment des Brandes ausgestellt gewesen seien, vollständig vorhanden seien. (dzc/nad/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?