Heute stand der Mörder von Angelo D., dem «Engel der Langstrasse» vor Gericht. Der Staatsanwalt forderte 18 Jahre Haft für Nicola M., sein Verteidiger acht Jahre.
Am späten Nachmittag fällte das Zürcher Obergericht sein Urteil: Nicola M. kriegt 15 Jahre Knast! Gerichtspräsident Reinhold Schätzle während der Urteilsverkündung: «Es war skrupellos und gefühllos, es war ein Mord.»
Der Fall:
Der Tod von Angelo D.* erschütterte vor zwei Jahren den ganzen «Chreis Cheib». Er war für die Sicherheit von mehreren Bars zuständig. Ein Bär von einem Mann. Immer freundlich, immer hilfsbereit, auch in seiner Freizeit. «Er musste sterben, weil er helfen wollte», sagten seine Freunde später.
Nach seiner Ermordung wurde Angelo zum «Engel der Langstrasse».
Nicola M. eilte ein ganz anderer Ruf voraus. Angelos Mörder galt als aufbrausend und aggressiv. Seit sein Malergeschäft pleite gegangen war, ging es erst recht bergab. Er zog mit seiner Pistole die Langstrasse rauf und runter, packte diese auch aus, wenn man ihn provozierte.
Seine Freundin verliess ihn. Sie hatte Angst vor Nicola – und suchte Schutz bei ihrer Cousine, der Frau von Angelo.
Kugel in den Kopf – Frau und Kind mussten zuschauen
An einem Samstagabend im März 2008 kam es zum Drama: Nicola wollte seine Ex zurückholen. Er brüllte bewaffnet vor Angelos Haus herum, verlangte, dass die Ex herauskommen sollte. Angelo ging hinaus, in seinen Finken. Er wollte den Mann beruhigen. Die beiden waren seit längerem bekannt. «Geh, du bist betrunken», sagte Angelo.
Doch Nicola flippte aus. Er begann auf Angelo einzuschlagen. Schliesslich zückte er seine Pistole – und schoss viermal. Als Angelo zu Boden sank, schoss Nicola ihm noch eine Kugel in den Kopf. Diesen Schuss gewichtete Gerichtspräsident Reinhold Schätzle besonders schwer: «Der fünfte Schuss war eine Exekution.»
Von oben sahen Angelos Frau Alice (33) und seine Tochter (15) hilflos zu, wie der starke Angelo starb.
Nicola liess sich später widerstandslos und weinend festnehmen. Er hatte gar nicht erst versucht zu fliehen. Er gestand seine Tat umgehend. Er war gemäss einem psychiatrischen Gutachten war er voll zurechnungsfähig. Jedoch stand er während der Tat unter Alkohol und Einfluss von Beruhigungsmitteln. (gux/num)
* Name der Redaktion bekannt