Vorsichtig geht Elisabeth T.* (83) durch ihre Wohnung in Dietikon ZH. Früher fühlte sie sich hier sicher – bis zum 29. April 2017. Jener Tag veränderte alles. Die damals 80-Jährige kommt gerade von einem Spaziergang nach Hause. Im Treppenhaus steht ein Fremder.
Wie sich später zeigen wird: Es handelte sich um Sex-Verbrecher Max E.** (56), den BLICK bereits 1986 als «Sex-Unhold Nummer 1» betitelt hatte. Der heute 56-Jährige sass wegen mehrerer Sexualverbrechen im Knast, wurde sogar vorübergehend verwahrt. Doch das weiss Elisabeth T. in dem Moment nicht: «Ich dachte, dass er vielleicht die Nachbarn besuchen will», sagt die Rentnerin mit zittriger Stimme.
Es drohen 20 Jahre Knast plus Verwahrung
«Als ich die Tür aufsperrte, stürmte er auf mich zu und zerrte mich in meine Wohnung.» Dort stösst er die wehrlose Frau aufs Bett, schneidet ihr mit einem Messer die Kleider runter, wie das Opfer erzählt. «Ich hatte so Angst, dass er mich umbringt, und habe darum gebettelt, dass er aufhört», erzählt die 83-Jährige. Max E. denkt nicht daran. Er fesselt sie und vergeht sich an der Dame. Danach lässt er von Elisabeth T. ab, durchsucht die Wohnung, nimmt, was er kriegen kann: Schmuck, Uhren, Messer – sogar Fernbedienungen. Dann flüchtet er.
Heute steht der mutmassliche Täter vor dem Bezirksgericht Dietikon ZH. Die Anklage: schwere Freiheitsberaubung, sexuelle Nötigung und Raub. Es drohen bis zu 20 Jahre Knast plus Verwahrung.
«Der Polizist und ich lagen uns weinend in den Armen»
Die Seniorin lässt er nach der Tat laut Anklageschrift gefesselt und auf zwei kleinen Hockern liegend zurück. «Hätte ich mich bewegt, hätte sich die Schlinge um meinen Hals zugezogen. Ich wäre gestorben», sagt die 83-Jährige. Zum Glück kommt ihr Ehemann früher von seinem Schützen-Treffen nach Hause. Sofort beginnt eine gross angelegte Fahndung. Nach fast einer Woche endlich die Nachricht: Der Sex-Verbrecher ist geschnappt. «Ein Polizist kam extra zu mir nach Hause, um mir von der Festnahme zu erzählen. Als ich hörte, dass er geschnappt wurde, umarmte ich den Polizisten, und wir beide haben geweint», erzählt die Rentnerin.
«Meine Cindy hätte ihn zerfleischt»
Die Freude hält nur kurz. Elisabeth T. muss immer wieder an den schrecklichen Tag denken. «Diese furchtbaren Momente kann ich nicht vergessen. Hätte ich nicht meine Familie, Freunde und Nachbarn gehabt, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr hier.» Dann überlegt sie, was wohl gewesen wäre, wenn damals nur ihre Schäferhündin Cindy (†17) dabei gewesen wäre. «Meine Cindy hätte den Mann angefallen und zerfleischt», sagt sie. Doch die Hündin war vier Jahre zuvor gestorben. Sie konnte ihr Frauchen nicht mehr retten.
Jetzt hofft die Rentnerin nur noch, dass Max E. für immer weggesperrt wird. «Dieses Monster darf nie mehr freikommen», appelliert sie an das Gericht.
* Name geändert
** Name bekannt