Tote Edelhure im Dolder
Für 10'000 Fr riskierte J. (†25) ihr Leben!

J. (†25) schaffte vor ihrem Tod in der «Bumsalp» in Dübendorf an. Der Sexclub bietet Erlebnis-Prostitution auf 3000 Quadratmetern – und laut einer Expertin relativ gute Arbeitsbedingungen.
Publiziert: 30.09.2014 um 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:55 Uhr
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Die «Bumsalp» liegt im zweiten Stock eines Gewerbegebäudes in Dübendorf.

Als «Chilbi-Puff» bezeichnet ein Freier die «Bumsalp». Das Cabaret, gelegen zwischen Möbelhaus und Tankstelle im Dübendorfer Industriequartier, setzt auf Erlebnis-Prostitution. Für 90 Franken Eintritt öffnet sich Männern eine 3000 Quadratmeter grosse Themenwelt à la Europapark. Zwischen nachgebauten Chalets, einer künstlichen Blumenwiese und Deko-Holzfässern warten pro Tag Dutzende Frauen auf ihre Kunden. Hier hatte auch J. (†25) ihre Dienste angeboten.

Die Polin arbeitete seit einem Jahr als «Kathleen» in diesen und einem weiteren Etablissement von Puffkönig Marcel Huber. Nun ist sie tot. Freier Robert S., den Justina ausserhalb ihrer Arbeitszeiten in den Sexclubs traf, tötete sie und versteckte ihre Leiche neun Tage in seiner Wohnung (Blick.ch berichtete). Vergangene Woche konnte der 47-Jährige überführt werden.

Eine fünfstellige Summe soll S. für den Geschlechtsverkehr mit Würgen in einem Zimmer des Hotel Dolders gezahlt haben. «Im Luxusbereich ist das keine Seltenheit», sagt Regula Rother, Leiterin der Stadtmission Zürich. «Sadomasopraktiken werden sehr gut bezahlt.»

Auch Frauen müssen Eintritt bezahlen

Weit weniger verdiente J. in der «Bumsalp». Im Dübendorfer Alpen-Puff müssen die Frauen wie ihre Kunden Eintritt bezahlen. Eine Viertelstunde Sex kostet Letztere 80 Franken – inklusive Essen im hauseigenen Restaurant. Wer für den Sex aufs Zimmer geht, bezahlt pro Stunde 240 Franken plus nochmals 50 Franken für die Zimmerbenutzung. Gezahlt wird im Voraus, ein «Nachlösen» ist allerdings üblich, wenn zusätzliche Dienstleistungen erbracht werden.

Ein «klares System», meint Regula Rother, Leiterin der Stadtmission Zürich. Ihre Organisation betreibt die Isla Victoria, eine Beratungs- und Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen. «Die Frau kann bei einem solchen Konzept selbst bestimmen, welchem Kunden sie ihre Dienste anbieten will.» In einigen Clubs kann sie ausserdem frei festlegen, wie weit das Angebot geht – und wie viel sie dafür bekommt.

Weniger lukrativ, dafür sicherer als mit einem Freier eine Nacht alleine in einem Hotelzimmer verbringen: «Die Betreiber wissen, dass bei ihnen ganz genau hingeschaut wird. Sie müssen die Vorschriften deshalb sehr genau einhalten», sagt Rother.

Salons sterben aus

Nur sehr selten würden sich Frauen aus diesem «Luxussegment» der Prostitution bei ihrer Fachstelle melden, sagt Rother. «Denn der Verdienst ist gut, die Frauen haben eine Wohnung, eine Krankenkasse und können zu einem Arzt gehen. Sie brauchen unsere Beratungsdienste meist nicht», sagt Rother.

Die Expertin sieht in der Zunahme von Gross-Clubs noch einen Nebeneffekt. «Es ist wie beim Ladensterben. Kleinere Salons verschwinden zunehmend», sagt Rother.

Dabei könnten die Frauen in Salons grundsätzlich selbstbestimmter arbeiten – ein grosses Plus für die Prostituierten. «Doch gegen die Grossen in der Branche haben die Salons keine Chance.» (lha)

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