Tobias Gutmann (17)
Der Stift, der eine Million gewinnt

OPFIKON ZH – Er lernt Elektroinstallateur in Opfikon. Er hatte noch nie eine Freundin. Seine Mutter arbeitet als Putzfrau – und hat ihm das grosse Los gezogen.
Publiziert: 23.12.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:10 Uhr
Von Corinne Landolt

Ein Auto wolle er sich vom Gewinn kaufen, sagt Tobias Gutmann aus Opfikon ZH. «Aber kein neues, nur eine Occasion.»

Der Elektriker-Stift hat letzten Mittwoch beim Millionenlos eine Million Franken gewonnen. «Am Abend nach der Arbeit habe ich im BLICK gesehen, dass das Gewinn-Symbol eine Schweizerfahne ist. Ich rubbelte das Feld mit einem Fünfliber auf und sah tatsächlich eine Fahne. Ich traute meinen Augen nicht. Dann rief ich meine Mutter an und sagte: Mami, ich bin reich. Sie glaubte mir nicht.»

Auch der 17-Jährige kann es noch nicht fassen, dass er so viel Geld gewonnen hat. Aber abheben will er deswegen nicht. «Ich werde meine Lehre als Elektroinstallateur fertig machen.»

Mutter Beatrice Gutmann (48) kaufte mit dem Geld ihres Sohnes das Millionenlos. «Weil ich selber zu faul war», wie Tobias sagt. «Ich hab es mir lange überlegt, denn so ein Los ist schon teuer.» 100 Franken – ein kleines Vermögen für einen Lehrling, der pro Monat 800 Franken verdient.

Tobias hat schon seit Monaten einen Teil seines Lehrlingslohns gespart – für Fahrstunden. «Bis 19 hätte ich genug Geld zusammen gehabt für den Führerausweis.» Doch jetzt kann er schon früher losfahren.

«Einen Teil des Geldes werde ich spenden. Wem, das weiss ich noch nicht.» Den Rest will der junge Millionär sparen – für eine eigene Wohnung oder eine Reise. «Wenn ich 23 bin, möchte ich nach Australien. Um Englisch zu lernen.»

Der 17-Jährige trägt keine Markenkleider. «Er kauft seine Hosen lieber bei Vögele», weiss die Mutter. Bescheiden ist er auch bei seinen Hobbys: Biken, Wandern und Eishockeyspiele schauen – Tobias ist ein grosser SCB-Fan.

Eine Freundin hatte er noch nie. «Nur Kolleginnen», sagt der Teenager und lacht verschämt.

«Tobias ist ganz aus dem Häuschen, dass er gewonnen hat», sagt Beatrice Gutmann. «Ich glaube, er kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Geld das ist.»

Dass ihr Sohn den Boden unter den Füssen verliert, glaubt sie nicht. «Er war schon als kleines Kind sehr fleissig. Mir war immer wichtig, dass er auf ein Ziel hin arbeitet. Bei ihm hatte ich nie Angst, dass er in schlechte Gesellschaft gerät.»

Die Mutter zweier Söhne arbeitet im Tankstellenshop und als Putzfrau. Geld hätten sie nie viel gehabt. Jetzt einen Millionär in der Familie zu haben, sei ihr noch gar nicht bewusst. «Wir werden deswegen aber nicht anders leben.»

Dass Tobias eine Million gewonnen hat, weiss ausser seiner Familie noch niemand. «Wie meine Kollegen bei der Arbeit reagieren, werde ich erst nach den Ferien sehen.» Dem 17-Jährigen ist das recht so. Denn ihm ist der Gewinn eher peinlich.

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