Für viele hat der Internationale Tag der Frau keine grosse Bedeutung. Das galt auch für Stefanie H.* aus Zürich. Fast drei Jahrzehnte lang war der 8. März für sie ein Tag wie jeder andere – die 33-Jährige wurde im Körper eines Jungen geboren. Heute lebt sie als Frau und setzt sich als Feministin für ihre Rechte ein.
Mit vier spielt Stefanie das erste Mal als Mädchen. «Meine Familie hat aber klargemacht, dass das nicht geht», erinnert sie sich. Stefanie verdrängt ihre Gefühle, lässt sich auch in der Pubertät nichts anmerken. «Ich war ein ganz normaler Kerl.»
Nach anderthalb Jahren Therapie trägt sie ein Kleid
29 Jahre lebt sie als Mann. Doch als sie am 13. September 2012 im Zug nach St. Gallen sitzt, wird ihr klar, dass sich etwas ändern muss. «Ich bin nicht eines Morgens aufgewacht und hab gesagt, jetzt werde ich eine Frau», sagt Stefanie.
Die Managerin beginnt eine Therapie. Anderthalb Jahre spricht sie mit ihrer Psychologin über ihre Gefühle, bis sie zum ersten Mal ein Kleid trägt. «In einer Übergangsphase habe ich mich für die Arbeit als Mann verkleidet.» Anfang 2015 outet sie sich schliesslich auch gegenüber ihren Kollegen.
«Ich habe Freunde dazugewonnen»
«Für die Kunden haben wir eine Webseite gemacht, auf der ich alle Fragen zu meiner Transition beantworte.» Dort erzählt sie, dass sie den Namen Stefanie ausgewählt hat, weil er zu ihrem Alter passt. Wie schmerzhaft es war, den Bart weglasern zu lassen. Dass sie mit einer Logopädin an einer weiblichen Stimme arbeitet. Die geschlechtsangleichende Operation das i-Tüpfelchen ist und auf ihrem Plan steht.
Und dass ihre Veränderung nichts mit ihrer Sexualität zu tun hat. «Ich hatte früher Freundinnen und lebe auch heute mit einer Frau zusammen.» Statt sich zu verstecken, geht sie in die Offensive. Mit Erfolg: «Ich habe keine Freunde verloren, eher welche dazugewonnen.»
Die Zwanziger als Frau verpasst
Nur über ihren früheren Namen spricht Stefanie nicht. «Das ist nicht mehr wichtig», sagt sie. Dass sie so lange mit ihrer Transition gewartet hat, bereut sie nicht. «Höchstens, dass ich meine Zwanziger als Frau verpasst habe.»
Als Feministin kämpft die 1,93 grosse Frau nicht nur am Tag der Frau für die Gleichstellung aller Geschlechter. Am 18. März wird sie auch am Women's March durch Zürich marschieren – für Liebe, Solidarität, Freiheit und Gleichheit.
*Name der Redaktion bekannt