Es ist Feierabend. Rushhour. Die Wagen der SBB füllen sich. In Zürich steigt ein Blick-am-Abend-Leser in den InterCity Richtung Romanshorn und ist so geschockt vom Sitznachbarn im Abteil gegenüber, dass er die Szenerie auf seinem iPad festhalten muss.
Im SBB-Familienwagen sitzt ein Soldat – das Bier vor ihm, die Füsse auf dem Polster und das Sturmgewehr ans Fenster gelehnt, ist er in sein Smartphone vertieft. Neben seinem Berret liegt eine Pistole – wenige Meter hinter ihm spielen Kinder. «Ich konnte es nicht fassen», sagt der Leser. «Jeder hätte sich die Waffe greifen können.» Man wisse ja nie, was den Leuten in den Sinn komme.
Bestrafung durch Armee
Auch bei der Armee ist man empört. «Solches Verhalten ist verwerflich, das können wir keinesfalls dulden», sagt Armeesprecher Walter Frik. Wenn immer möglich, würden derartige Fehlverhalten geahndet. Im vorliegenden Fall würde die Bestrafung im Ermessen des Kommandanten liegen, da es sich um eine Verfehlung im disziplinarischen Bereich handle.
In einer Hinsicht kann die Armee jedoch beruhigen, geladen war die Waffe nicht: «Munition wird nur für Schiessübungen und Einsätze abgegeben und danach wieder eingesammelt», sagt Frik.
SBB nicht alarmiert
Dass Armeeangehörige im Zug reisen, ist laut SBB-Mediensprecher Reto Schärli eine alte Tradition. Sie werfen keine Militärler raus – auch nicht, wenn diese im Familienwagen fahren. Die ÖV-Nutzer seien sich den Anblick bewaffneter Soldaten gewöhnt, eine Pistole offen auf dem Tisch liegen zu lassen, sei aber schon eher «ungewöhnlich». (lex)