Skandal im Pflegeheim
Weiteres Schock-Video aufgetaucht

Skandal im Stadtzürcher Pflegeheim Entlisberg: Nicht mal unter der Dusche waren die Betagten vor ihren Quälschwestern sicher.
Publiziert: 27.02.2009 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:54 Uhr
Von Viktor Dammann

Eine alte Frau steht in der Duschkabine. Sie ist nackt. Eine Frauenstimme befiehlt. «Tanzen, Frau Meier*, tanzen.» Die demente Frau beginnt, sich hin und her zu wiegen. «La, la, la», singt sie traurig in die Handy-Kamera.

Sprecherin und Filmerin ist Pflegeassistentin Marianna (24). Sie hat schon den unsäglichen Film mit der am Boden liegenden 88-jährigen Patientin gedreht. Und sie kann sich auch hier kaum mehr vor Lachen halten: «Schau, wie sie macht, Scheiss, lueg.»

Vorgeführt wie ein Tanzbär, bewegt sich die alte Frau auf und ab. Sie summt. Marianna lacht laut heraus, kann sich kaum mehr beruhigen. «Lueg si a ...» Die demente Frau bückt sich nach einem Tuch.

Dann kommt eine zweite Person ins Bild. Es ist die junge Pflegeassistentin Ada*. Sie grinst in die Kamera – dann ist der demütigende Streifen zu Ende.

Ada hatte bei der Verhaftungsaktion der Zürcher Polizei letzten Dienstag Glück (im BLICK). Sie war in den Ferien. Doch wie die Quälschwestern Gordana und Marianna wird sie nie mehr ins Pflegeheim Entlisberg zurückkehren. Fristlos entlassen. BLICK erreichte gestern nur ihre Schwester – doch die legte sogleich das Telefon auf.

Auch Filmerin Marianna hat keine Lust, ihre sadistischen Neigungen zu erklären. «Ich will nicht mit Ihnen sprechen», tönte es aus der Gegensprechanlage an ihrem Wohnort Zürich-Höngg.

Noch ist unklar, wie viele solcher Filme gedreht und ob sie weiterverbreitet wurden. Die Polizei arbeitet zurzeit mit Hochdruck daran, die bei den Pflegerinnen beschlagnahmten Computer und Handys zu untersuchen.

Vielleicht stossen die Beamten dann auch auf einen seltsamen Klingelton. Denn wie eine Insiderin verrät, soll eine der Schwestern die schimpfende Stimme einer dementen Frau aufgenommen und als Klingelton auf ihrem Handy installiert haben.

*Namen geändert

Robert Neukomm: Es gab Hinweise
Das wüste Treiben im Entlisberg – eine Katastrophe für die Zürcher Pflegeheime. Stadtrat Robert Neukomm verspricht, zu handeln.

Die Leiter der Zürcher Pflegeheime müssen über die Bücher – denn ihr oberster Chef, Stadtrat Robert Neukomm (SP), ist sauer: «Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass weder beim Kader noch unter den Angestellten des Heims Entlisberg jemand etwas gemerkt hat.»

«Etwas» – das bedeutet: die Quälereien hilfloser Seniorinnen durch Pflegeschwestern. «Ich will das jetzt geklärt haben», fordert Neukomm. «Darum habe ich eine Untersuchung eingeleitet. Ich habe Hinweise, dass diese Zustände bekannt waren», so der Stadtrat.

Neukomm kennt auch den zweiten Film, den BLICK jetzt bekannt macht: «Er geht in dieselbe Kategorie wie der erste. Einfach entsetzlich! Dabei achten wir in der permanenten Weiterbildung so darauf, dass die Intimsphäre der Patienten respektiert wird.»

Das Thema werde in Supervisionen immer wieder besprochen. Auch verfüge der Entlisberg über eine Psychologin, die Angestellten bei Schwierigkeiten helfe.

Und wer hilft den Opfern der Quälschwestern? «Wir haben uns bei den Angehörigen unserer Patienten per Brief entschuldigt», sagt Neukomm. Austritte habe es seines Wissens keine gegeben – weder beim Personal noch bei den Patienten.

Von Martin Meier
Das wüste Treiben im Entlisberg – eine Katastrophe für die Zürcher Pflegeheime. Stadtrat Robert Neukomm verspricht, zu handeln.

Die Leiter der Zürcher Pflegeheime müssen über die Bücher – denn ihr oberster Chef, Stadtrat Robert Neukomm (SP), ist sauer: «Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass weder beim Kader noch unter den Angestellten des Heims Entlisberg jemand etwas gemerkt hat.»

«Etwas» – das bedeutet: die Quälereien hilfloser Seniorinnen durch Pflegeschwestern. «Ich will das jetzt geklärt haben», fordert Neukomm. «Darum habe ich eine Untersuchung eingeleitet. Ich habe Hinweise, dass diese Zustände bekannt waren», so der Stadtrat.

Neukomm kennt auch den zweiten Film, den BLICK jetzt bekannt macht: «Er geht in dieselbe Kategorie wie der erste. Einfach entsetzlich! Dabei achten wir in der permanenten Weiterbildung so darauf, dass die Intimsphäre der Patienten respektiert wird.»

Das Thema werde in Supervisionen immer wieder besprochen. Auch verfüge der Entlisberg über eine Psychologin, die Angestellten bei Schwierigkeiten helfe.

Und wer hilft den Opfern der Quälschwestern? «Wir haben uns bei den Angehörigen unserer Patienten per Brief entschuldigt», sagt Neukomm. Austritte habe es seines Wissens keine gegeben – weder beim Personal noch bei den Patienten.

Von Martin Meier
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