Zusammen mit drei weiteren ungarischen Zuhältern steht Sadist Sandor S. (41) heute vor Gericht. Die Männer taten «ihren» Dirnen vom Sihlquai gemäss Anklage Unsägliches an.
Sandor S. soll von ihnen der Schlimmste sein: Er trat der schwangeren Prostituierten Eva so lange in den Bauch, bis sie das Kind verlor. Zwang sie dazu, sich eine scharfe Paprika in die Vagina zu stecken. Danach zog er sich ein Kondom über und zwang Eva, mit ihm zu schlafen, um die brennende Paprika noch tiefer in die Vagina zu schieben. Danach rief er seine Freunde an, um mit seiner Tat zu prahlen.
Sandor S. rasierte Eva die Augenbrauen mit einer Rasierklinge, wollte sie zwischen den Beinen mit ätzendem Javel-Wasser verletzen. Wollte ihr Geschlecht mit einem gezackten Brotmesser aufschneiden, würgte, prügelte, trat die junge Frau. Das sind nur einige Beispiele aus der Anklageschrift.
Sandor S. ist laut Staatsanwältin Steiner ein Sadist. Ein Menschenhändler, der Frauen aus Ungarn mit falschen Versprechungen nach Zürich holte und sie hier praktisch versklavte. 16 seiner Opfer im Alter von 17 bis 42 Jahren haben sich jetzt gegen ihn gewandt und sich zur Aussage entschlossen.
«Lebendige Tote»
Vor Gericht machte sich Sandor S. heute Vormittag lustig über das Opfer, das er gemäss Anklage am schlimmsten misshandelt hatte, die Prostituierte Eva. «Diese Frau kann man nicht befriedigen», sagte Sandor S. vor Gericht. «Wenn ganz Ungarn mit ihr schlafen würde, reichte es ihr nicht.»
Sandor S. gibt seine Taten nur teilweise zu. Eine Abtreibung habe er nie vorgenommen. Der Vorwurf mit der Paprika oder der des gewaltsamen Rasierens gibt er freimütig zu.
Staatsanwältin Silvia Steiner hält denn auch fest: «Sandor S. zeigte keine Reue und schiebt die Verantwortung auf die Geschädigten ab.» Von einer verminderten Schuldfähigkeit sei nicht auszugehen.
Die Staatsanwaltschaft hat am Vormittag für Sandor S. eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren sowie Verwahrung beantragt. Die anderen drei Zuhälter sollen zwischen viereinhalb und elf Jahren Gefängnis kassieren.
13-Jährige vergewaltigt und verkauft
Am Nachmittag ging die Verhandlung weiter. Staatsanwältin Steiner sagte mit Blick auf die Aussagen der Prostituierten: «Bis eine Frau mit den Behörden zusammenarbeitet, muss der Leidensdruck sehr gross sein.» Sie seien alle gesundheitlich angeschlagen und traumatisiert. «Sie sind lebendige Tote», so die Staatsanwältin.
Sie begründete die Anklage gegen die vier Zuhälter mit der «eindrücklichen Beweislage», die nicht nur aus einer Beweiskette bestünde, sondern ein eigentliches Beweisnetz bilde. Sandor – den die Polizei «Samurai» nennt – habe einen «sozialen und emotionalen Mord» begangen. «Er handelte besonders hinterhältig und kaltblütig», so Staatsanwältin Steiner.
Die Staatsanwältin wies auch auf das lange Vorstrafenregister von Sandor S. hin: Mit 29 Jahren vergewaltigte er in Ungarn eine 13-Jährige. Anschliessend verkaufte er das Mädchen auf dem Lastwagen-Strich.
Panische Angst, Körper voller Narben
Die Rückfallgefahr bei Sandor S. ist «äusserst hoch». Deswegen müsse er verwahrt werden. Eine Behandlungsmöglichkeit sei nicht ersichtlich, sagte Steiner.
Ob diese Ausführungen Sandor S. oder seine Landsleute irgendwo berührten? Wohl kaum. Keiner auf der Anklagebank verzog eine Miene.
Die Verteidigerin der misshandelten Eva plädierte ebenfalls für die lebenslange Verwahrung von Sandor S. – obwohl sie das von Gericht wegen gar nicht dürfte. Ein Hinweis darauf, wie nah Evas Schicksal der Anwältin geht.
Sandor S. habe Eva berechnend und kaltblütig auf die unterste Stufe der Prostitution gesetzt, dem Strassenstrich auf dem Zürcher Sihlquai.
Eva habe «panische Angst» vor Sandor S. gehabt. Denn «es machte ihm Lust, die Geschädigte zu quälen», sagte die Anwältin. Die Dirne habe durch all die Misshandlungen Narben am ganzen Körper davongetragen. In ihre Heimat könne Eva nicht mehr.
Die Anwältin forderte 120‘000 Franken Genugtuung für Evas erlittenen Qualen.
Der Zeitpunkt der Urteilsverkündung steht noch nicht fest.