Es passierte im Fitnesspark Puls 5 von der Migros: Zwei Männer kamen sich im Meditationsraum nahe. Sehr nahe. Die zwei hätten sich nicht nur umarmt und geküsst, «sondern mit ihren Handlungen klar gegen die Betriebsordnung verstossen», sagt Migros-Sprecher Andreas Reinhart dem «Tages-Anzeiger».
Doch ein Zeuge widerspricht den Aussagen von Reinhart. Er behauptet, die beiden Männer hätten nur nebeneinander gelegen und geschlafen. Trotzdem bekamen die zwei Männer Hausverbot, die Polizei musste ausrücken, weil sie «entsprechend gelaunt» gewesen seien.
Fakt ist: Der Fitnesspark Puls 5 ist ein bekannter Schwulentreffpunkt, aufgeführt unter anderem im Online-Gay-Guide «PinkMap». Dass man sich unter Gleichgesinnten gerne dort trifft, bestätigen mehrere Homosexuelle auf Nachfrage gegenüber Blick.ch. Einer sagt: «In der Sauna sieht man gleich, was man bekommt. Es ist ein beliebter Ort, um Leute kennenzulernen.»
Sicherheitsdienst im Fitnessclub
Der Zwischenfall im Ruheraum sei denn auch nicht der erste seiner Art, wie Reinhart bestätigt. Deshalb patrouilliert im Fitnessclub ein Sicherheitsdienst. Das sei diskriminierend, findet Alicia Parel von der Schwulen- und Lesbenorganisation Pink Cross. «Tauschen Heteropaare in der Öffentlichkeit weit mehr als nur Küsse aus, wird das akzeptiert.» Bei Homosexuellen führe dies hingegen oft zu Beschimpfungen.
Blick.ch hat bei Bastian Baumann, Dr. Gay im Blick am Abend, nachgefragt. Er sieht den Reiz von Körperkontakt an öffentlichen Orten unter anderem beim Risiko, erwischt zu werden: «Aber das ist nicht per se schwul. Ich sehe beispielsweise in einem Solebad auch viele Heteropärchen, die hemmungslos schmusen und fummeln», sagt er.
«Ein Schwules Pärchen muss sich in der Öffentlichkeit küssen dürfen»
Das Bedürfnis nach anonymem Sex wird gemäss Baumann auch nicht in einem Fitnesspark gestillt, «dafür gibt es explizite Orte wie Clubs oder Saunen». Schwulentreffpunkte an öffentlichen Orten habe es aber schon immer gegeben, sagt er. Heute sei Homosexualität einfach mehr akzeptiert und dadurch auch sichtbarer.
Das Fazit von Baumann: «In der heutigen Zeit muss es möglich sein, dass ein schwules Pärchen sich in der Öffentlichkeit küssen oder umarmen darf. Mehr finde ich persönlich ganz grundsätzlich nicht ok.» (lzb)