Sie hatte Wehen
Schwangere im Triemli abgewiesen!

Eine Frau wird in den Wehen vom Stadtspital Triemli abgewiesen. Man sei «überlastet». Als Äxgüsi gabs einen 50-Franken-Gutschein.
Publiziert: 21.10.2014 um 18:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:50 Uhr
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Für die Geburt wurde eine Schwangere vom Triemli ins Unispital ausgelagert.
Foto: Alvaro Heinzen/Symbolbild
Von Claudia Mascherin

Neun Monate hat Karin L. * auf diesen Tag gewartet. Die werdende Mutter hat Kurse besucht und zusammen mit ihrer Ärztin ein Spital ausgewählt. In der Frauenklinik im Triemli sollte die Geburt stattfinden.

Am Telefon vertröstet

Nach der Anmeldung erhielt L. ein Kuvert mit sämtlichen Unterlagen. Darunter eine blaue Karte mit der Telefonnummer der Gebärabteilung. Mitte August ist es so weit. Unter Schmerzen wählt L. die Nummer. «Ich habe Angaben zu Art und Abstand der Wehen gemacht und wurde von der Stimme am Telefon vertröstet. Sie würde mich gleich zurückrufen, hiess es», erzählt L. Beim Rückruf wurde ihr Verdacht dann bestätigt. Es war so weit: Die Geburt stand an.

«Doch mit der Bestätigung erhielt ich die Information, das Triemli sei überlastet. Eine Geburt im Spital sei nicht möglich.»

Zweiter Fall bekannt

L. wurde eine Überweisung ins Unispital angeboten. Die werdende Mutter hatte keine andere Wahl und nahm das Angebot an. «Als Entschuldigung gab es vom Triemli einen Fleurop-Gutschein im Wert von 50 Franken.» L. ist nicht alleine mit ihrem Frust. Blick.ch ist ein weiterer Fall bekannt.

Das Triemli bestätigt, dass es «zu Spitzenzeiten» zu Engpässen kommen könne. Die Geburtshäuser würden sich dann «solidarisch aushelfen». Es werde stets darauf geachtet, dass der allfällige zusätzliche Anfahrtsweg «keine medizinischen Risiken für Mutter und Kind berge», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Betroffene reagieren «enttäuscht und traurig»

Die mögliche moralische Belastung bestreitet das Spital nicht: «Verständlicherweise reagieren die Betroffenen zu Beginn enttäuscht und traurig.» Die Mitarbeiter würden in diesem Moment gezielt das Gespräch mit den Eltern suchen.

L. wollte in diesem Moment aber nicht reden – die Wehen hatten eingesetzt, und sie hatte anderes vor. l

 * Name geändert

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