Eine damals 80-jährige Frau ging am 29. April 2017 durch die Hölle. Ein Mann folgte ihr von der Strasse bis in ihre Wohnung in Dietikon ZH. Dort stiess er sie aufs Bett, schnitt ihr mit einem Messer die Kleider vom Leib, fesselte sie und missbrauchte sie sexuell. Danach durchsuchte er die Wohnung nach Wertsachen. Der Sex-Unhold flüchtete mit Uhren, Schmuck und anderen Gegenständen im Wert von mehreren Tausend Franken und zwei Pistolen mit Munition. Nach einer grossangelegten Fahndung von fast einer Woche konnte die Polizei den Mann im Kanton Thurgau verhaften.
Bei dem brutalen Räuber handelt es sich um Max E.* (56), einen notorischen Sexualstraftäter. Heute muss er sich vor dem Bezirksgericht Dietikon wegen sexueller Nötigung, Raub und schwerer Freiheitsberaubung verantworten. Ihm drohen fünf bis 20 Jahre Gefängnis und eine anschliessende Verwahrung.
«Das ist der Wahnsinn, was ich da gemacht habe.»
Bei der Einvernahme durch das Gericht gibt er nur kurze vernuschelte Antworten. Die Richter müssen immer wieder nachfragen.
Hinter dem Sex-Verbrecher sitzen der Ehemann und die Tochter der heute 83-Jährigen. Er kann nicht fassen, was für ein Mensch seine geliebte Elisabeth T. so brutal überfiel und sexuell missbrauchte. Immer wieder murmelt er aufgeregt etwas. Und dann überkommt es ihn, als vorgelesen wird, wie Max E. angeblich auf sein Opfer aufmerksam wurde. «Sie hat mich so anturnend angeschaut.» Zudem hätte sie angeblich viel Schmuck getragen. Das hätte ihn zusätzlich angeregt.
Das Seil, um die alte Dame zu fesseln und das Messer, um ihr die Kleider vom Leib zu schneiden, hatte Max E. in einem Rollkoffer bei sich.
Max E. ist eine gescheiterte Existenz. Er hat keine Wohnung, kein Geld, keinen Job. «Mein Leben ging den Bach runter.». Was er nach dem Gefängnis und nach der Therapie machen werde, fragt ihn das Gericht. «Das weiss ich nicht. Ich muss ja bei Null anfangen.»
Heute, zwei Jahre nach der Tat, zeigte der Sex-Verbrecher Reue. Vor Gericht sagte er: «Das ist der Wahnsinn, was ich da gemacht habe.» Warum er das gemacht habe, könne er heute nicht mehr erklären. Er habe einfach nicht nachgedacht: «Es war eine kopflose Tat.»
Die Staatsanwaltschaft fordert 14 Jahre, eine Geldstrafe von 2400 Franken und eine stationäre Massnahme.
Vor dem Überfall auf die wehrlose Dame, verging sich Max E. an einer Prostituierten. Aber erst beim zweiten Besuch. Als beim ersten Mal ein Mann die Tür öffnete, soll der Sex-Verbrecher gesagt haben: «Oh, jetzt ist wohl nicht so günstig.»
Laut einem psychatrischen Gutachten leidet Max E. an Schizophrenie. Momentan wird er deswegen in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in Rheinau behandelt. Hat dort einmal die Woche eine Gesprächstherapie, bekommt Medikamente. Besonders die medikamentöse Behandlung sei erkennbar, wie der Staatsanwalt sagt. «Herr E. ist nicht mit dem Mann zu vergleichen, der er noch 2017 war.»
Schon 1984 wegen Vergewaltigung verurteilt
Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, schlug Max E. bereits wenige Wochen vor der Tat in Dietikon in Bern zu. Damals suchte er die Wohnung einer ihm bekannten Prostituierten auf und nötigte die Frau sexuell.
Bereits 1984 war Max E. wegen mehrerer Sexualverbrechen zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden (BLICK berichtete). Der Sex-Unhold hatte im Vorjahr mehrere Frauen überfallen und vergewaltigt. Nach seiner Entlassung 1986 fiel er erneut über zwei Frauen her. In der Folge kam er vorübergehend im Gefängnis Thorberg in Verwahrung, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Wie die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift festhält, erniedrigte E. sein Opfer bei der Tat in Dietikon aufs Übelste. Zudem nahm er sogar den Tod der 80-Jährigen in Kauf: Weil er sie mit dem Seil auch um den Hals fesselte und sie im gefesselten Zustand zurückliess, habe die Gefahr eines lagebedingten Erstickungstodes oder einer ungewollten Autostrangulation bestanden. «Der Beschuldigte wusste, dass er die Geschädigte in unmittelbare Lebensgefahr brachte, und wollte dies», heisst es in der Anklageschrift. (noo)
* Name bekannt