Sexismus-Vorwürfe wegen Schafskampagne
Frauen haben eine Wolle auf Diesel

Das italienische Modelabel Diesel kämpft mit einem Shitstorm: In ihrer neuen Kampagne wirbt das Geschäft mit Schafen, die Frauenklamotten tragen. Wird hier die Frau zum Schaf degradiert? Frauen von Italien bis Zürich sind empört.
Publiziert: 28.11.2017 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:21 Uhr
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Die Präsidentin der Juso Schweiz, Tamara Funiciello, wettert gegen Schaf-Kampagne von Diesel.
Foto: Keystone
Myrte Müller und Lea Gnos

Die Schaufenster-Deko von Diesel sollte eigentlich witzig sein: Ein Schaf in coolen Klamotten mit engen Jeans. Es ist aufgemotzt und geschminkt mit rot lackierten Klauen. Daneben steht eine männliche Puppe. Statt Lacher erntet das Modehaus aus Breganze (I) dafür aber einen Shitstorm. In Italien wird sogar zum Boykott des Labels aufgerufen. Und nicht nur in der Heimat regt sich Protest. 

Denn auch in Schweizer Diesel-Läden steht das gestylte Vieh in den Auslagen. «Diesel stellt Frauen als Schafe dar», schimpft Tamara Funiciello (27), «das ist doch eine Frechheit!» Klar sexistisch sei das, meint die Präsidentin der Juso Schweiz. «Hier wird suggeriert: Frauen laufen hinterher, sind wehrlos und leicht zu fressen.»

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Julia Müller aus Zürich begegnet im Alltag leider oft sexistischer Werbung.
Foto: Siggi Bucher

Die Geschlechter sind sich uneinig

Auch bei den Passanten vor dem Laden an der Zürcher Bahnhofstrasse sorgt die Werbung für rote Köpfe: «Ich finde das Ganze sexistisch. Frauen als Schafe darzustellen, ist nicht okay! Während die Männer ganz normal angezogen sind», sagt Pflegefachfrau Catarina Sahli (31). Auch Julia Müller findet die Schafe anstossend, «das ist sogar den Tieren gegenüber gemein, wie das aussieht!» Wissenschaftlerin Zerrin (30) aus Zürich findet: «Diese Werbung richtet sich gegen Frauen.» Anderer Meinung ist Schreiner Robin (29): «Ich bin vom Land und sehe in erster Linie ein Schaf. Dass die Werbung allenfalls sexistisch sein könnte, war mir erst auf den zweiten Blick bewusst.»

Das Modelabel wehrt sich gegen die Kritik: «Wir sind vollkommen missverstanden worden», erklärt die Medienstelle gegenüber BLICK. «Mit dem Schaf wollten wir ein ironisches Zeichen setzen gegen die hässlichen bunten Weihnachtspullis, die in den USA so beliebt sind. Daher heisst unser Werbe-Slogan auch: Sag Nein zur uncoolen Wolle.» Wie eine Verkäuferin jedoch zu BLICK sagt, gibt es allerdings einige Kunden, die im Laden aufgrund der Werbung genau nach den «uncoolen» Pullis gefragt haben, die auch im Schaufenster ausgestellt sind, jedoch aber nicht zum Verkauf stehen. 

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