Seit gestern liegt ihr Erstling in den Buchläden. Wir haben «Dem See entlang Richtung verlorene Jugend» schon gelesen.
Der Inhalt
Vier Hauptpersonen, zwei Jungs und zwei Mädels. Sie sind alle jung, drei von ihnen haben schwerreiche Eltern, eine nicht. Gemeinsam sehen sie super aus, kotzen, koksen, saufen und vögeln sich durch Zürich – und wissen generell nicht, wie doof tun, um ja keinen Lebensplan entwickeln zu müssen.
Jeder ist mit einem Problem versehen: Leo und Gian sind schwul und verliebt, können sich das aber nicht eingestehen und gehen daran zugrunde. Micha ist aus armem Haus und prostituiert sich schliesslich, um sich Champagner, Gucci-Taschen und das Rumhängen mit den Rich Kids leisten zu können. Und Laura braucht Aufmerksamkeit und hungert sich deshalb zum Skelett.
Eigentlich hassen sich alle, sie sind auch komplett frei von Mitgefühl und zu keiner echten Freundschaft fähig, hängen aber trotzdem ständig miteinander rum – weil sonst schlicht niemand da ist. Und Einsamkeit wäre noch Schlimmer als die anderen. Das Ganze spielt hauptsächlich in Zürich, mit Einschüben in Ibiza und Cannes. Eltern sind grundsätzlich abwesend oder unfähig.
Die saftigsten Passagen
- Über Prostitution: «Einmal wollte er zum Beispiel, dass ich ihm zuschaute, während er masturbierte. Als er kam, musste ich den Mund öffnen, dass er reinspritzen konnte. Ich brachte es fast nicht über mich zu schlucken.»
- Über Drogen: «Mein Zahnfleisch fing an zu bluten. Das überraschte mich nicht. Ein weiterer Langzeitschaden waren nämlich die immer schwerer heilenden Wunden.»
- Über Magersucht: «…schliesslich taten es sowieso alle – kotzen. Wenn man so dünn wie ich sein wollte, musste man das halt.»
- Über eine Nacht im Club: «Dann musste ich mich übergeben, direkt auf die ausgelatschten Treter eines Pickelgesichtes. Der Heini schrie rum (…) und hatte ernsthaft das Gefühl, seine Worte hätten irgendeine Geltung hier.»
- Über einen Opium-Versuch: «Wir wären wohl alle gern in diesem Zustand geblieben , aber irgendwann fing der Erste an zu reihern, und bald darauf folgten alle anderen. Als wir uns alle ordentlich ausgekotzt hatten, machte sich jeder auf seinen Weg.»
Die Kritik
Vier Charaktere, die genauso gut ein einziger sein könnten und die alle dieselbe Absicht der Autorin zeigen, bevölkern dieses Buch.
«Krass», wollen sie vermitteln, schaut mal, wie krass das alles ist, wie verloren wir sind und bei allem Reichtum wie arm. Böse, abwesende Eltern. Böse materielle Welt. Leider ist es aber nicht wirklich neu, dass Geld verprassen nicht glücklich macht.
Und so möchte man genauso wie den Protagonisten auch der Autorin zurufen: Alles nicht so schlimm! Bist doch bloss 23! Weitermachen und falls du was dazulernst, kommt schon alles noch besser!
Im Falle der Autorin ist ihr ein sorgfältigeres Lektorat zu wünschen – denn wenn es auch mit der Charakterisierung und der Psychologie der Figuren noch hapert, so kann die junge Dame doch eines wirklich, wirklich gut: so richtig schmissig schreiben.