Herbstzeit ist Pfnüselzeit. Wie seit Jahren üblich, macht die Bellevue-Apotheke in Zürich in ihrem Schaufenster mit auffälliger Werbung auf Schnupfenmittel aufmerksam. Dieses Jahr ist es ein grosses Plakat, auf dem man im ersten Moment einen Schweinskopf mit grossem Rüssel erkennt.
Sofort fällt auf: Das Säuli hat zugekniffene Augen und orange Haare. Da wurde eindeutig der Kopf des republikanischen US-Präsidenten Donald Trump (73) mit einem Schweinekopf kombiniert. Eine versteckte Anti-Trump-Werbung der Apotheke? Überhaupt nicht, beteuern sowohl der Apotheker als auch der verantwortliche Designer – und versuchen sich herauszureden.
Apotheker will es gar nicht bemerkt haben
Metin San (43), der die Apotheke seit Juli führt, will den Link zu Trump gar nicht bemerkt haben. Auf Anfrage von BLICK erklärt er: «Als wir das Plakat vor zehn Tagen erhalten haben, fiel uns eine mögliche Verbindung zu Donald Trump nicht auf. Erst seit wir von der Kundschaft darauf angesprochen werden, müssen wir eine gewisse Ähnlichkeit eingestehen.»
Seit Beginn der Werbekampagne hätten rund 700 Kunden beim Personal auf das Plakat reagiert. «Die allermeisten finden es lustig, nur zwei Kunden waren verärgert», sagt San. Er betont: «Das Plakat hat null politischen Hintergrund. Wir wollen mit unserer Werbung niemanden verärgern und bitten jene um Entschuldigung, die sich betroffen fühlen.»
Designer holte Sujet aus dem Internet
Verantwortlich für die Dekoration ist der visuelle Gestalter und Designer Markus Cajöri (42). Er gestaltet das Schaufenster schon seit 2002. Cajöri antwortet BLICK auf die Frage, ob das Bild Donald Trump darstelle, nur: «Es ist jedem Betrachter selber überlassen, was er darin sieht.» Auf die Frage, ob er bei der Herstellung des Plakats an Trump gedacht habe und was er von Trump halte, wiederholt er seine Antwort und fügt an, dass die Reaktionen äusserst positiv und humorvoll seien. Cajöri: «Genau dies ist auch das Ziel.»
Dennoch wird auf den ersten Blick klar: Cajöri hat mit seinem Bild, das er vom Internet heruntergeladen und stark vergrössert hat, eine versteckte politische Botschaft platziert. Das Foto ist via Google dutzendfach zu finden.
Amerikaner in der Schweiz empört
Der in Genf lebende James Foley (52), Pressesprecher der Republicans Overseas Switzerland, ist empört. «Es ist erneut ein Hate Speech von jenen, die Präsident Trump nicht zustimmen. Es zeigt, wie jene ohne Argumente stets persönliche Angriffe ausführen müssen.» Gegen die Apotheke vorgehen will er aber nicht. Foley: «Sie brauchen meine Hilfe nicht, um sich zu verarschen.»
Die US-Botschaft in Bern will den Ball flach halten. Auf Anfrage von BLICK heisst es nur: «Wir überlassen den Geschäften ihre Entscheidung betreffend Werbung.»
Wegen der vielen Reaktionen zieht die Apotheke aber selber Konsequenzen. Apotheker San dazu: «Bisher haben wir dem Designer seine künstlerische Freiheit gelassen. In Zukunft werden wir seine Arbeiten besser kontrollieren.»