Prostituierte als Untermieterinnen
Puff auf Airbnb

Viele Zürcher Bordelle stehen vor dem Aus. Die Prostituierten schaffen in Wohnungen von Privaten an – oft ohne deren Wissen.
Publiziert: 31.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2025 um 14:00 Uhr
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Salon-Chefin Linda (28): «Die Frauen sind Ausbeutung und Übergriffen ausgeliefert.»
Foto: Roland Gamp
Von Roland Gamp

Harte Zeiten für das horizontale Gewerbe: 2007 gab es in der Stadt Zürich rund 350 Freudenhäuser, 2013 waren es nur noch 160.

Und das Puff-Sterben geht weiter: Seit vergangenem Jahr brauchen grosse Bordelle eine Bewilligung. Erst 44 haben sie erhalten, 20 Entscheide stehen laut Stadtpolizei noch aus. «Betriebe, deren Gesuch verweigert wurde oder die keines gestellt haben, werden mittelfristig schliessen müssen», sagt Sprecher René Ruf.

Tote Hose in der Limmatstadt? «Nein», sagt Linda (28), die einen Salon leitet. «Die Frauen arbeiten auch ohne Bordelle weiter – einfach illegal auf der Strasse, in der Agglo und in Hotelzimmern.»

Oder sie offerieren ihre Dienste über «Airbnb» an (siehe Box). Über die Internetplattform kann jeder seine Wohnung vermieten, wenn er sie nicht braucht.

Auch für eine Nacht, zu tiefen Preisen – und für Prostitution: «Ich hatte zwei Anfragen, die auf dieses Gewerbe zurückzuführen waren», so eine Anbieterin aus Zürich. «Mehrere Leute haben sich gemeldet und gefragt, ob sie mein Zimmer für diesen Zweck nutzen dürfen», sagt eine andere.

Ein junger Mann, der im Milieu wohnt: «Es gibt hier viele Prostituierte, die günstig an ein Zimmer kommen wollen. Deshalb überprüfe ich Interessenten immer ganz genau.»

Kritik an strikten Vorschriften

Salon-Chefin Linda wartet noch auf den städtischen Bescheid. Sie kritisiert die strenge Bewilligungspflicht. «Ich kenne viele Betreiber, die deshalb schliessen müssen.»

Die Frauen seien dann auf sich gestellt, hätten keinen Schutz vor Zuhältern und Freiern. «Sie sind Ausbeutung und Übergriffen ausgeliefert.»

Auch Rebecca Angelini (36) von FIZ, der Fachstelle für Frauenhandel und Frauenmigration, ist überzeugt: «Die Sexarbeiterinnen wollen legal und selbstbestimmt arbeiten, aber man lässt sie nicht. Die Stadt treibt sie durch strenge Vorschriften in die Illegalität.»

Weshalb machen es die Behörden den Frauen so schwer? «Weil Sexarbeit ein Tabu ist. Am liebsten würde man das Gewerbe verbannen», sagt Angelini. «Mit den strengen Auflagen wird das Sexgewerbe klar benachteiligt. Obwohl es legal ist.»

Bei Airbnb ist das Problem bekannt. Buchungen durch Prostituierte seien zwar extrem selten. Dennoch reagiert das Unternehmen. Ein Sprecher: «Wir arbeiten daran, neue Sicherheitsmassnahmen zu entwickeln.»

Jeder ein Hotelier mit Airbnb

Der Dienst wurde 2008 in San Francisco gegründet. Auf der Seite airbnb.com kann jeder seine Wohnung oder einzelne Zimmer als Unterkunft anbieten – zu einem selbst festgelegten Preis pro Nacht. Wer eine Bleibe sucht, durchforstet die Stadt seiner Träume nach Angeboten. Die Zimmer präsentieren sich mit Bildern, Informationen und Gästebewertungen. Gebucht wird direkt auf der Webseite. Airbnb bietet eine Million Unterkünfte in 192 Ländern. Rund eine Million Übernachtungen verzeichnet die Plattform im Monat. Die Hotelbranchen vieler Ländern laufen Sturm gegen die Konkurrenz, weil Hotels strengen Auflagen unterliegen, die Airbnb-Anbieter aber nicht. Ursprünglich hiess der Dienst übrigens «Airbed & Breakfast», auf Deutsch: Luftmatratze und Frühstück. Heute ist nur noch die Abkürzung geläufig.

Der Dienst wurde 2008 in San Francisco gegründet. Auf der Seite airbnb.com kann jeder seine Wohnung oder einzelne Zimmer als Unterkunft anbieten – zu einem selbst festgelegten Preis pro Nacht. Wer eine Bleibe sucht, durchforstet die Stadt seiner Träume nach Angeboten. Die Zimmer präsentieren sich mit Bildern, Informationen und Gästebewertungen. Gebucht wird direkt auf der Webseite. Airbnb bietet eine Million Unterkünfte in 192 Ländern. Rund eine Million Übernachtungen verzeichnet die Plattform im Monat. Die Hotelbranchen vieler Ländern laufen Sturm gegen die Konkurrenz, weil Hotels strengen Auflagen unterliegen, die Airbnb-Anbieter aber nicht. Ursprünglich hiess der Dienst übrigens «Airbed & Breakfast», auf Deutsch: Luftmatratze und Frühstück. Heute ist nur noch die Abkürzung geläufig.

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