Pierre Schehrer steckte sich im Flugzeug mit der Legionärskrankheit an
«Ich hustete plötzlich Blut»

Es hätte ein entspannter Kurztrip werden sollen. Doch die Städtereise in die portugiesische Hauptstadt Lissabon wurde für BLICK-Leser Pierre Schehrer (78) ein Horrortrip: Auf dem Hinflug infizierte er sich mit Legionellen – und kämpfte im Spital in Lissabon um sein Leben.
Publiziert: 29.01.2018 um 22:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:35 Uhr
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Foto: zVg
Helena Schmid

Eine gefährliche Lungenkrankheit ist in der Schweiz auf dem Vormarsch. Ausgelöst wird sie durch Bakterien, die sogenannten Legionellen. Diese breiten sich seit Jahren immer mehr in der  Schweiz aus. Nun gestand das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im «SonntagsBlick»: «Wir haben die Lage nicht mehr im Griff.»

2017 registrierte der Bund fast 500 Fälle der tödlichen Legionärskrankheit. Das sind rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr. «Der kontinuierliche Anstieg ist beunruhigend», sagt Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten beim BAG. 

«Ich bekam kaum noch Luft»

BLICK-Leser Pierre Schehrer (78) erlebte den Legionellen-Horror am eigenen Leib. Als der 78-Jährige nach Lissabon (Portugal) flog, steckte er sich mit den gefährlichen Bakterien an. «Am Tag nach der Ankunft hustete ich plötzlich Blut – ich bekam kaum noch Luft», so Schehrer.

Sie lauern in Duschen, in Schwimmbädern, in Luftbefeuchtern – und verursachen schwere Lungenentzündungen: Legionellen-Bakterien.
Foto: Science Picture Co

Sofort eilte er ins Spital in Lissabon. Doch im überfüllten Wartezimmer ging Schehrer völlig unter. Nachdem sich sein Zustand weiter verschlimmerte, beschloss der 78-Jährige, trotz Fieber und Atemnot zurück in die Schweiz zu fliegen. «Ich konnte mich kaum bewegen, wusste gar nicht, wie ich vom Flughafen nach Hause kommen soll», sagt er.

Spitalaufenthalt und Antibiotika

Schliesslich holt ihn seine Schwester am Flughafen Zürich ab und fährt ihn ins Spital. Dort wurde Schehrer endlich untersucht. Diagnose: Eine schwere Infektion mit Legionellen. Der starke Husten hatte wohl eine Narbe in seiner Lunge von einer früheren Erkrankung wieder geöffnet, deshalb hatte der 78-Jährige Blut gehustet. 

Von da an war er ans Spitalbett gefesselt – musste täglich Antibiotika nehmen. «Ich fühlte mich himmeltraurig», sagt er. Doch dann die Erleichterung: Schehrer wird wieder gesund, nach einer Woche Spitalaufenthalt darf er nach Hause. 

Infektion wegen Klimaanlage? 

Im Nachhinein ist sich Schehrer sicher: «Ich habe mich an der Klimaanlage im Flugzeug angesteckt!» Tatsächlich sind laut Angaben des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW) lüftungstechnische Anlagen wie Klimaanlagen ein häufiger Grund für eine Legionellen-Infektion. 

Legionellen werden über zerstäubtes Wasser eingeatmet. Neben Klimaanlagen gehören auch Whirlpools und Duschen sowie Geräte für Mundhygiene und Inhalatoren zu den potenziellen Infektionsquellen. Besonders anfällig sind Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen, wie beispielsweise Asthma. 

Auch Pierre Schehrer hatte seit seiner Jugendzeit immer wieder Probleme mit seiner Lunge. Aus seiner Erfahrung mit der Legionärskrankheit hat der 78-Jährige gelernt: «Sobald ich ins Flugzeug steige, mache ich fortan die Klimaanlage aus.» Ansonsten habe er sich gut erholt: «Ich qualme noch immer wie ein Verrückter», sagt er.

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