Von Viktor Dammann und Roman Neumann (Text) und Dominik Brauchbar (Video)
Vor Gericht stehen nun Marianna (24) und Gordana (33). Doch nur Marianna zeigt aufrichtig Reue für die widerlichen Handy-Filme, die sie von dementen hilflosen Alten gedreht haben. «Ich schäme mich total», sagt sie heute unter Tränen vor Gericht. Sie sei zu Recht fristlos entlassen worden.
Gemeinsam mit Schwester Gordana hätte sie beschlossen, das Handy zu zücken, als die alte Frau in ihren Exkrementen am Boden lag. Den gemeinsamen Entschluss bestreitet Gordana. Ausserdem sei das Lachen von ihr, dass auf dem Film zu hören ist, gequält. Das sei «schwierig nachzuvollziehen», so der Anwalt der Geschädigten, es klinge ganz und gar nicht danach.
Staatsanwalt Alexander Knauss glaubt den Ausführungen von Gordana nicht. Es sei «eindeutig» zu hören, dass sie herzlich gelacht habe, sie habe das doch «sauglatt» gefunden. Es seien haltlose Ausflüchte, in die sich Gordana stürze.
Gordana: «Hätte eingreifen sollen»
Zum Film, auf dem sie zu sehen ist, sagt Gordana: «Eigentlich ist das gar nicht lustig.» Sie hätte eingreifen sollen statt auch noch mitzumachen. Sie will aber die Entstehung nicht gewollt oder mitinitiiert haben.
Das sagt auch Staatsanwalt Alexander Knauss: «Sie haben ihre Vertrauensstellung als Vorgesetze missbraucht.» Der Verteidiger der Geschädigten, Andreas Josephsohn in Richtung aller Schwestern: «Pfui, schämen Sie sich! Streuen Sie Asche auf Ihr Haupt und senken Sie den Blick!»
Er bittet den Richter um ein fünfjähriges Berufsverbot für die vier Pflegerinnen. Dazu müsste aber das Gericht die Angeklagten höher bestrafen, als die Staatsanwaltschaft beantragt hat. Josephsohn fordert ausserdem, dass die Pflegerinnen eine Genugtuung zahlen.
- Marianna: 23000 Franken
- Gordana: 10000 Franken
- Ganimete: 5000 Franken
- Azra: 8000 Franken
Anders als Marianna hat Gordana damals die fristlose Kündigung aus dem Pflegeheim Entlisberg angefochten. Sie arbeitet heute wieder als Pflegerin in einem Spital. Im Gegensatz zu Marianna: Sie ist arbeitslos, möchte gern wieder arbeiten.
Verteidiger Valentin Landmann forderte für Marianna eine bedingte Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu 50 Franken. Die Höhe der Genugtuung festzusetzen überlasse er dem Gericht. Sie habe zwar etwas Falsches und Unzulässiges getan. Dazu geführt hätten sie aber die Umstände.
Es sei bequem, sich über die Taten zu empören, sagte er. Dann brauche man nicht über die Hintergründe nachzudenken. Gerade Menschen in hoch belastenden Tätigkeiten suchten immer wieder Zuflucht in schwarzem Humor und Zynismus. Man errichte einen «Schutzwall aus Gelächter», um überhaupt weiter arbeiten zu können. Dies entschuldige nichts, erkläre es aber.
Die Anklage lautet: Verletzung der Privat- oder Geheimsphäre durch Aufnahmegeräte. Ausserdem soll Schwester Gordana (33) mit Ganimete (29) einen Joint geraucht haben – allerdings nicht im Dienst.
Die Strafe:Staatsanwalt Alexander Knauss beantragt bedingte Geldstrafen von 120 beziehungsweise 150 unterschiedlich hohen Tagessätzen. Dazu sollen die Quälschwestern Bussen zwischen 500 und 1000 Franken zahlen. Falls sie dies nicht tun, droht ihnen Gefängnis bis zu 12 Tagen.
Von den vier Quälschwestern arbeitet heute keine mehr im Pflegezentrum Entlisberg. (num)
Blick.ch hält Sie auf dem Laufenden
Der Fall Entlisberg
Pflegerin Marianna (24) filmte mit ihrem Handy eine am Boden liegende demente Patientin (88). Sie liegt in ihrem eigenen Kot. Pflegerin Gordana (33) steht daneben und lacht sich über ihre hilflos am Boden liegende Patientin beinahe krumm. In einem zweiten Film zeigte Pflegerin Marianna eine nackte alte Frau unter der Dusche. Sie wird zum Tanzen aufgefordert, wird vorgeführt wie ein Tanzbär. In weiteren Videos wird ein dementer Patient von den Schwestern provoziert und in Rage gebracht.
Pflegerin Marianna (24) filmte mit ihrem Handy eine am Boden liegende demente Patientin (88). Sie liegt in ihrem eigenen Kot. Pflegerin Gordana (33) steht daneben und lacht sich über ihre hilflos am Boden liegende Patientin beinahe krumm. In einem zweiten Film zeigte Pflegerin Marianna eine nackte alte Frau unter der Dusche. Sie wird zum Tanzen aufgefordert, wird vorgeführt wie ein Tanzbär. In weiteren Videos wird ein dementer Patient von den Schwestern provoziert und in Rage gebracht.