Pensionierter Gymi-Lehrer (69) raubt ZKB aus
«Das ist ein Überfall! Eine Milliarde her!»

Immerhin bekam er mehrer Hunderttausend Franken. Doch schon nach 90 Minuten wurde er verhaftet.
Publiziert: 02.05.2011 um 00:47 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:02 Uhr
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Von Viktor Dammann

Der Kunde kommt auf nackten Sohlen. Er betritt die ZKB-Filiale in Zürich-Seebach am Gründonnerstag, kurz nach Mittag.

«Das ist ein Überfall! Eine Milliarde her!», soll er gerufen haben. Die Bankangestellte händigt ihm mehrere Hunderttausend Franken aus.

Eine Waffe hat der Bankräuber nicht dabei. Und auch seine Kleidung ist eher aussergewöhnlich: Er hat kurze Hosen an und weder Schuhe noch Socken an den Füssen.

Die Flucht von Walter S.* (69) dauert nur anderthalb Stunden. Aufgrund der Täterbeschreibung fällt er auf der Zürcher Bahnhofstrasse einer Polizeipatrouille auf.

Der Rentner ist immer noch barfuss. Bei der Kontrolle gibt er den Banküberfall sofort zu. Die Geldbündel trägt er alle noch auf sich. Er wird verhaftet.

Der Bankräuber ist ein pensionierter Gymnasiallehrer: Dr. phil. Walter S. unterrichtete viele Jahre als Hauptlehrer für Biologie und Geografie bei der Akad in Zürich. Zudem war er Hauptlehrer an einer St. Galler Maturitätsschule.

Ein ehemaliger Lehrerkollege wundert sich: «Walter war immer sehr korrekt und hatte auch ein gutes Einkommen. Irgendwie muss er nach der Pensionierung die Kurve nicht gekriegt haben.»

So sieht es auch Vermieter Ernst S.*, in dessen Haus WalterS. in Zürich-Seebach 25 Jahre lang wohnte. Das Haus ist bloss einen Kilometer Luftlinie von der ZKB-Filiale an der Schaffhauserstrasse 481 entfernt.

«Ich musste Herrn S. die Wohnung kündigen. Er zahlte die Miete nicht mehr und hörte mitten in der Nacht überlaut klassische Musik.» Oft sei «der Barfuss», wie Ernst S. seinen Mieter nennt, nachts joggen gegangen. «Natürlich ohne Schuhe.»

Trotz Schulden habe WalterS. auf nichts verzichten wollen. «Einmal sagte er mir: ‹Ich will einfach eine Polstergruppe und ein SBB-1.-Klasse-Abo.›»

*Namen der Redaktion bekannt

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