Melina (16) war mit ihren Freunden im Ausgang. Auf dem Rückweg wartete der Tod

Wo war ihr Schutzengel?

Die Tränen laufen Roberta übers Gesicht. «Papi, komm mich holen, ich kann nicht mehr», schluchzt sie ins Handy. Wie Roberta pilgern gestern Samstagnachmittag Dutzende von Jugendlichen an den Gerlisberg bei Kloten ZH. Sie legen Blumen, Kerzen und Bilder nieder, umarmen sich und weinen. Sie können nicht fassen, dass hier nur Stunden zuvor Melina S.* († 16) und Duarte S.* († 18) tödlich verunfallt sind.

Wie nahe Leben und Tod bei- einander sind, zeigt sich in der Nacht auf Samstag. Fünf Mädchen aus Kloten beschliessen, in Zürich-Seebach in den Ausgang zu gehen. Sie alle sind sportlich, kennen sich vom Fussball. Die Mädchen haben es lustig und geniessen einen unbeschwerten Abend.

Nach Mitternacht möchte eine der Freundinnen nach Hause. Melina ruft ihren guten Freund Duarte an und bittet ihn, sie abzuholen. Er kommt, mit Freund Kevin. Weil nun nicht alle im Auto Platz haben, muss zweimal gefahren werden.

Beim ersten Mal geht alles gut. Sie laden die Kollegin in Kloten ab. Melina und Duarte, der begeisterte Eishockeyspieler, bleiben im Auto sitzen. Gemeinsam wollen sie die restlichen Freundinnen abholen.

Auf der zweiten Fahrt sitzt Kevin B.* (20) am Steuer des Kombi. Neben ihm sein Freund Duarte. Hinten nehmen Melina, Lea (14) und Janti (15) Platz.

Um 1 Uhr fahren sie los, biegen nach fünf Kilometern in die Gerlisbergstrasse ein. Die schmale Strasse ist nachts kaum befahren, Strassenlampen gibt es nicht. Der Kombi fährt die Steigung hinab. Bis Kloten sind es noch rund zwei Kilometer. Die Scheinwerfer beleuchten in einer langgezogenen Linkskurve vier Bäume am Strassenrand.

Da passiert um 1.15 Uhr das Unfassbare: Aus ungeklärten Gründen verliert Kevin die Herrschaft über das Auto. Der Wagen prallt mit grosser Wucht mit der rechten Seite in den letzten Baum. Dort sitzen Duarte und Melina. Die beiden haben keine Chance. Der Aufprall ist so stark, die Verletzungen so schwer, dass sie noch an der Unfallstelle sterben. Wo war ihr Schutzengel?

Eines der Mädchen beteuert gegenüber SonntagsBlick: «Kevin hat nichts getrunken, nicht gekifft und gerast ist er auch nicht.» Was genau zum Unfall führte, klären jetzt die Kantonspolizei Zürich und die Staatsanwaltschaft ab.

Kevin blieb unverletzt. Ihm wurde der Führerausweis abgenommen. Janti und Lea haben nur leichte Schürfwunden.

Gestern trafen sich die Freundinnen mit Kevin. Eines der Mädchen: «Ihm geht es sehr schlecht. Er weint die ganze Zeit, weil er sich die Schuld am Tod von Melina und Duarte gibt.»

*Namen der Redaktion bekannt