Melina (16) und Duarte (18) sterben bei Horror-Crash in Kloten
Hier weint Todesfahrer Kevin B.

Mitternacht ist vorbei, es fährt kein Bus mehr. Melina ruft einen Freund an, damit er sie holen kommt.
Publiziert: 04.10.2010 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:04 Uhr
Von Gabriela Battaglia und Gabriel Brönnimann

Die Wiese neben dem Unfallort in Kloten ZH bedeckt ein Meer von Blumen und Kärtchen – und mittendrin steht Todesfahrer Kevin B.* (20). Der junge Elektromonteur weint hemmungslos, Freunde versuchen ihn zu trösten.

40 Stunden und 25 Minuten sind vergangen, seit Melina S.* (16) und Duarte S.* (18) starben. Der rot-weisse Volvo donnerte gegen einen Baum.

Melina sass auf dem Beifahrersitz, Duarte rechts auf der Rückbank.

Janti H.* (15) schluchzt. Sie sass hinten links. «Ich weiss nicht, wie das passieren konnte. Plötzlich gabs einen Riesenknall.»

Freitagabend. Melina, ihre Schwester Lea (14), Janti, Ardieta T.* (15) und Lola (15) gehen in Zürich-Seebach in den Ausgang. Lea darf zum ersten Mal mit ihrer älteren Schwester abends weg.

Kevin fährt zweimal den Weg nach Hause

Die Mädchen geniessen den Abend in der Kervan-Bar. Es wird nach Mitternacht. «Als wir nach Hause wollten, gab es keinen Bus mehr», sagt Ardieta. «Melina rief Duarte an, damit er uns holen kommt.»

Duarte kommt mit Kevin. Der 20-Jährige sitzt am Steuer des Volvo-Kombi seiner Elektrofirma aus Glattbrugg ZH.

Erst kürzlich hat er erfolgreich seine Lehre als Elektromonteur abgeschlossen. Mit der Note 5. «Kevin wollte nicht alle auf einmal mitnehmen. Er hatte Angst, eine Busse zu bekommen», sagt Ardieta.

Kevin fährt zweimal. Beim ersten Mal geht alles gut. Melina lädt ihre Kolleginnen Ardieta und Lola ab. Fährt mit Kevin und Duarte zurück, um ihre kleine Schwester und Janti zu holen.

Unfallursache unbekannt

Um 1 Uhr fahren sie zu fünft los, biegen nach fünf Kilometern in die Gerlisbergstrasse ein. Der Kombi fährt die unbeleuchtete Landstrasse hinunter. In einer lang gezogenen Linkskurve kracht das Auto mit voller Wucht in einen Baum. Wieso Kevin die Kontrolle über den Wagen verliert, ist laut Polizei noch unklar.

«Nach dem Knall schrien alle», schluchzt Janti. «Lea und ich fassten uns an den Händen. Dann stiegen wir aus», erzählt sie weiter. «Da sah ich Melina auf dem Vordersitz. Sie war voller Blut. Kevin nahm sie aus dem Auto und versuchte, sie mit Herzmassage wiederzubeleben.»

Zwei Autos nähern sich. «Wegen ihrer Scheinwerfer sah ich Duarte. Er lag im Feld draussen.» Janti weint.

Über hundert Menschen nehmen gestern Abschied von Duarte, der auf dem Friedhof Chloos aufgebahrt ist. Rita Z.*, die Grossmutter von Todesfahrer Kevin, weint: «Es tut mir so leid für meinen Enkel. Er hat immer alles so gut gemacht.»

Melina hatte grad eine Lehre als 3-D-Polydesignerin begonnen. Duarte wollte Profi-Fussballer werden. «Ich werde besser als Ronaldo», sagte er stets augenzwinkernd zu Freunden.

Jetzt sind beide tot. *Namen bekannt

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