Eine fast nackte Frau erhitzt die Gemüter von Passanten an der Zürcher Bahnhofstrasse. Die Unbekannte trägt halterlose Strümpfe, High Heels und einen BH. Sie bückt sich über die Sofalehne, um – wie es der Plakat-Titel «Still looking for the right panty?» suggeriert – nach ihrem Höschen zu suchen.
Für manche ist das Sujet ein absoluter Fauxpas. «Hart an der Grenze diese Reklame. Da laufen Kinder vorbei!», kommentiert ein BLICK-Leserreporter die freizügige PR-Offensive des Lingerie-Labels Beldona. Assoziationen zu «50 Shades of Grey» liegen nahe. Die Entrüstung im Netz lässt auch nicht auf sich warten.
«Das Sujet war ein bewusster Entscheid»
«Jetzt mal ehrlich, Beldona, gehts noch?», twittert SRF-1-Monderatorin Christina Lang. Feministin Anne-Sophie Keller bläst dabei ins gleiche Horn. Sie findet das Motiv laut «NZZ» daneben, «weil man uns Frauen nie ernst nehmen wird, wenn wir überall nur als Objekte dargestellt werden».
Beim Lingerie-Label sei man sich «des Spannungsfeldes, in dem wir uns heutzutage bewegen, bewusst», sagt Beldona-Sprecherin Sonya Suscetta. «Das Sujet einer Frau zu wählen, die in Dessous nach dem passenden Höschen sucht, war ein bewusster Entscheid», erklärt Suscetta.
«Eine Situation, die fast jede Frau kennt»
«Wir verkaufen Unterwäsche und bewegen uns in einer Industrie, die mit ästhetischen Aufnahmen von leicht bekleideten Frauenkörpern wirbt», räumt die Beldona-Sprecherin ein. Doch die Werbung solle nicht zuletzt auch mit einem «Augenzwinkern» bedacht werden. «Es war nicht in unserem Sinne, Unmut zu provozieren, sondern eine Situation, die fast jede Frau kennt, in einem Bild zu erzählen», sagt Suscetta.
Beim Plakat handle es sich nicht um eine nationale Kampagne, es ginge ausschliesslich um die bevorstehende Eröffnung des Beldona-Flagship-Stores an der Bahnhofstrasse. Aufgrund der Empörungswelle hat sich Beldona dennoch entschieden, das Sujet an der Bahnhofstrasse vorzeitig, vor dem nächsten geplanten Wechsel am Mittwoch, zu entfernen.