Neun Monate nach einer Fettabsaugung in einer Mailänder Schönheitsklinik stirbt die Rumänin A.C. (†36) im April dieses Jahres. Beim Eingriff eines Pfusch-Arztes infizierte sie sich mit einem fleischfressenden Bakterium. Die Ärzte waren machtlos – die Justiz ermittelt gegen den italienischen Chirurgen (BLICK berichtete).
Der Tod der Rumänin verängstigt Laura Z. (33) aus Uster ZH zutiefst. Denn: Auch sie geht seit ihrer Fettabsaugung durch die Hölle. Ihre bange Frage: «Ereilt auch mich dieses Schicksal?»
Fettabsaugung für 1800 Euro
Die Leidensgeschichte von Laura Z. beginnt im April 2017. «Um Geld zu sparen, machte ich meine Fettabsaugung in Prag. In einer Privatklinik zahlte ich bloss 1800 Euro dafür», erzählt Z. BLICK.
Doch einen Monat später der Schock! An ihrem rechten Oberschenkel bildet sich eine dicke Wulst. «Sie wurde immer grösser und schmerzte extrem», sagt sie.
Ihr Dermatologe glaubt zuerst an eine normale Wundentzündung, wie sie nach Operationen auftreten kann – und verschreibt Z. Antibiotika.
Das Medikament hilft nicht. Bereits wächst die nächste Wulst. Auch sie ist gefüllt mit grünem Eiter und Wundwasser. Die Schmerzen sind höllisch.
Beine sind tief vernarbt
Dem Dermatologen kommt ein schrecklicher Verdacht: «Atypische Mykobakteriose». Eine Erkrankung, zu der auch die gefürchtete Buruli-Ulkus gehört – eine bakterielle Infektion, die derzeit in Australien grassiert.
«Ich werde von Bakterien zerfressen», sagt Z. «Und die Ärzte sind ratlos. Das macht mir am meisten Angst!» Knapp ein Jahr ist sie nun schon in Behandlung, ihre Beine sind vernarbt, das fleischfressende Bakterium bohrt sich tief in den Oberschenkel von Z. Besserung ist nicht in Sicht.
«Heute bereue ich es zutiefst, dass ich diesen Eingriff im Ausland gemacht habe – so etwas wäre mir in der Schweiz wohl nie passiert», ist sich Z. sicher.
«Sehr seltene Infektion»
Auch Nicolas Müller, Leitender Arzt in der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich, kennt solche Fälle nur von Schönheitsoperationen im Ausland. «Bei Menschen mit intaktem Immunsystem ist eine atypische Mykobakteriose der Haut sehr selten», sagt er.
Für Patienten besonders schwer zu ertragen: Der Krankheitsverlauf ist laut Müller schwer vorherzusagen. «Klar ist: Eine atypische Mykobakteriose ist eine langwierige Infektion, die über Monate, manchmal gar Jahre behandelt werden muss.»
Todesfälle seien zwar selten, die lange Antibiotika-Therapie könne aber Folgen haben, sagt Müller. «Es besteht das Risiko, dass Patienten eine Antibiotika-Resistenz entwickeln, was die Behandlung dann nochmals schwieriger macht.»
* Name geändert
Atypische Mykobakterien gehören zur Gruppe der Bakterien, die mit den Tuberkolose- und Leprabakterien verwandt sind. Es gibt über 100 verschiedene Arten solcher Mykobakterien – nicht alle sind für den Menschen gefährlich. Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Herzleiden sind anfälliger für eine Infektion. Behandelt wird diese meistens mit Antibiotika – wobei atypische Mykobakterien eine hohe Resistenz gegenüber Antibiotika aufweisen. Die Therapien dauern mehrere Monate.
Atypische Mykobakterien gehören zur Gruppe der Bakterien, die mit den Tuberkolose- und Leprabakterien verwandt sind. Es gibt über 100 verschiedene Arten solcher Mykobakterien – nicht alle sind für den Menschen gefährlich. Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Herzleiden sind anfälliger für eine Infektion. Behandelt wird diese meistens mit Antibiotika – wobei atypische Mykobakterien eine hohe Resistenz gegenüber Antibiotika aufweisen. Die Therapien dauern mehrere Monate.