Kurden-Mord an der Langstrasse

Gings um Schutzgeld?

Es ist schon weit nach Mitternacht, als Mustafa S.* (27) und sein Freund Ali Y.* (26) durch das Langstrassen-quartier in Zürich spazieren. In der Zwinglistrasse werden sie noch von Christoph Gasser (42) beobachtet, dem Chef des Clubs «Liquid».

Am Ende der Strasse geraten die beiden Kurden an eine verfeindete Gruppe. Sie liefern sich einen mörderischen Kampf.

«Ich hörte wie Glas splittert, schaute zum Fenster hinaus», erzählt ein Anwohner. «Da sah ich, wie ein Mann mit einer langen Eisenstange einen anderen Mann verfolgte und auf ihn einschlug. Dann hörte ich nur noch, wie jemand die Polizei alarmierte.»

Ali Y. ist an Hals und Oberarm verletzt. Er kommt noch 30 Meter weit, bis er zusammenbricht. So lang ist die Blutspur, die er hinterlässt. Aber er überlebt.

Sein Freund Mustafa S. hat schwere Stichverletzungen. Über 100 Meter zieht sich seine Blutspur. Dann bricht er zusammen. Und stirbt, bevor die Ambulanz da ist.

Die meisten Anwohner reiben sich am Sonntagmorgen ungläubig die Augen, als sie die Kreide-Markierungen der Polizei sehen. «Ich habe normalerweise einen sehr leichten Schlaf. Aber ich habe vom dem Streit nichts mitbekommen», sagt Mariette Baviera. Dafür beobachtet sie dann, wie die Polizei einen goldfarbenen Toyota-Geländewagen abschleppt. Er muss mit der Tat in Zusammenhang stehen.

Auch der Schwager und zwei Freunde von Mustafa S. besichtigen den Tatort. Mit ihren Handys fotografieren sie die Blutspuren. Zur schrecklichen Tat sagen sie nur: «Wir haben Angst.»

BLICK weiss: Die Familie von Mustafa S. glaubt nicht an eine spontane Auseinandersetzung. «Wir vermuten, dass Mustafa erpresst wurde. Es geht um Schutzgeld», sagt ein Familienmitglied. «Mustafa ist ein sehr friedlicher Mensch. Er flieht lieber, als dass er sich schlägt.» Mustafa S. war Geschäftsmann. Er kaufte Beizen, sanierte und verkaufte sie wieder.

Gestern wurden vier Männer verhaftet: Zwei 46-jährige Schweizer, ein Türke sowie Ali Y., der verletzte Kollege von Mustafa.

Im Gemeinschaftszentrum in Schlieren versammelten sich Trauergäste. Hier in der Nähe lebt die Familie der Witwe von Mustafa S.

*Namen der Redaktion bekannt