«Die Situation im Tessin ist dramatisch», sagte Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) vor knapp zwei Wochen. In der Zwischenzeit hat sich die Lage im Tessin aber nochmals verschärft. Die Anzahl der vom Coronavirus infizierten Fälle hat sich mehr als verdreifacht. 120 Personen sind im Tessin bereits an einer Corona-Infektion gestorben.
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht, dass es für die Tessiner immer schwieriger wird, die schweren Corona-Patienten zu behandeln. Aktuell sind 2050 Tessiner mit dem Coronavirus infiziert. Rund jeder zehnte hospitalisierte Covid-19-Patient ist auf eine Intensivpflege angewiesen. Den Medizinern stehen dafür aber bloss 103 Intensivpflegebetten zur Verfügung. Zum Vergleich: Der Kanton Zürich zählt 1874 Infizierte und verfügt über 366 Betten mit Beatmungsgeräten. Das Tessin braucht Unterstützung, sonst droht ein Debakel.
Tessiner Covid-19-Patienten am Uni-Spital Zürich
Das hat der Kanton Zürich erkannt – und eilt nun dem Tessin zur Hilfe. Seit dem Wochenende befinden sich zwei Tessiner Patienten am Zürcher Uni-Spital. Marcel Odermatt, Sprecher der Zürcher Gesundheitsdirektion bestätigte gegenüber BLICK, dass man während den kommenden Tagen auch einen Corona-Patienten aus dem Bündnerland und zusätzlich zwei Corona-Infizierte aus dem französischen Elsass übernehmen werde. Die Zürcher Bevölkerung müsste sich dennoch keine Sorgen über mangelnde Kapazitäten machen. Sprecher Odermatt sagt: «Solange wir im Kanton Zürich freie Betten, das dafür notwendige Personal und Material haben, ist es selbstverständlich, dass wir Hand zur Unterstützung bieten.»
Doch nicht nur der Kanton Zürich solidarisiert sich mit dem überlasteten Tessin und den Grenzregionen. Seit dem Wochenende befinden sich zwei Elsässer und ein Tessiner Covid-19-Patient in Aargauer Intensivpflege. Der Thurgau hat zwei Patienten aus dem Elsass aufgenommen und laut BLICK-Informationen liegen seit der Nacht auf Dienstag auch zwei Corona-Patienten aus dem Elsass im Inselspital in Bern. «Per Helikopter wurden sie eingeflogen», bestätigt das Berner Gesundheitsdepartement. Und: «Wir haben noch vier freie Plätze für Schweizer Patienten aus anderen Kantonen.»