Das Bezirksgericht Zürich hat eine Frau wegen vorsätzlicher Tötung zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt.
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Kosovo-Brüder sollen Cousin mit pikanten Aufnahmen erpresst haben
Sex, Lügen und Handyvideos

Es begann mit einem Seitensprung – und endete vor Gericht. Zwei kosovarische Brüder und eine Spanierin mussten gestern vor dem Richter antraben, weil sie einen Cousin mit Sexvideos erpresst haben sollen.
Publiziert: 20.03.2019 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2019 um 15:54 Uhr
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Gestern standen zwei Brüder aus dem Kosovo vor Bezirksgericht Zürich.
Foto: BLICK
Michael Sahli

Es ist ein pikanter Fall, der gestern vor dem Bezirksgericht Zürich verhandelt wird. Der Kosovare Admir T.* (40) wirft seinen beiden Cousins Luan* (43) und Berat F.* (40) vor, ihn während Jahren mit Sexvideos erpresst zu haben. Auch der Lockvogel sitzt auf der Anklagebank: die Spanierin Paula R.* (39) – sie soll das schlüpfrige Material laut Staatsanwaltschaft heimlich aufgezeichnet haben.

Die Stimmung zwischen den Cousins ist aufgeheizt. Mehrere Polizisten mit Metalldetektoren sind daher zur Sicherung des Saals aufgeboten. Eine «Präventivmassnahme», so der Richter. Privatkläger Admir T. formuliert es drastischer: «Wenn diese Sache rauskommt, fürchte ich bei der kosovarischen Mentalität Racheakte.»

Pikante Aufnahmen, böse Erpressungen

Mit dieser «Sache» meint der verheiratete Kläger: Sex mit Männern. Denn auf den verfänglichen Videos soll Admir T. nicht nur beim Liebesspiel mit Frauen zu sehen sein. 

Schon Ende 2012 habe ihn sein Cousin zum ersten Mal mit einem der Sexvideos erpresst. Admir T. ist die Befragung sichtlich unangenehm: «Er hat mir eine Moralpredigt gehalten und stellte eine Forderung von 50'000 Franken.» Ansonsten würde das Video veröffentlicht. Der Erpresste klagt, dass er seinen Cousins schon über 20'000 Franken gezahlt habe – doch statt Ruhe gab es 2016 erneute Erpressungen. Daher die Anzeige. 

Beweise? Fehlanzeige

Das Problem an der «Sache»: Harte Beweise hat Admir T. keine. Auch die Verteidiger seiner Cousins führen aus: Sämtliche Computer der Angeklagten seien forensisch ausgewertet worden. Gefunden wurde nichts. Und: Dass der Kläger mehrere Zehntausend Franken übergeben haben will, könne nicht belegt werden – auch weil Admir T. sich weigert, Kontodaten offenzulegen. «Das sind alles Fantasien! Ich hatte nie ein Sexvideo von ihm», sagt dann auch einer der angeklagten Brüder.

Der Lockvogel schweigt

Lockvogel Paula R. verweigert die Aussage komplett. Die Ex-Frau einer der angeklagten Cousins soll die Videos heimlich in ihrer Wohnung aufgezeichnet haben. Eben dort soll sich Admir T. mit verschiedenen Personen zum Sex getroffen habe. Ihr Anwalt bestreitet alles: «Das ganze Theater macht er nur, weil meine Mandantin ihn zuvor wegen anderer Delikte angezeigt hatte!»

Richter braucht Zeit für Urteil

Die Staatsanwaltschaft fordert für die beiden Brüder eine bedingte Haftstrafe von zwölf Monaten, zudem eine bedingte Busse für die arbeitslose Verkäuferin Paula R. – die Verteidiger pochen auf Freispruch. Am Ende des Prozesses rauchen allen die Köpfe. Auch deshalb will sich der Richter nun mehrere Tage Zeit nehmen, um zum Urteil zu kommen.

* Namen geändert

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