Kino Walche, Kino Roland, Kino Sternen – die Sexkinos in Zürich halten sich hartnäckig, obwohl ihnen seit Jahren der Untergang prophezeit wird. Das Internet, die Möglichkeit, den schnellen Kick gratis zu holen – warum ist diese Konkurrenz kein Problem?
Hans Kaspar Schmid, Betreiber der vier Sexkinos in Zürich, erklärt gegenüber Blick.ch: «Auch Hollywood-Filme kriegt man unter Umständen gratis im Internet, trotzdem gibt es die normalen Kinos immer noch – es ist der Reiz der grossen Leinwand.»
Ausserdem gehe es darum, sich einen Film zusammen mit anderen Menschen anzuschauen. «Man darf den sozialen Aspekt nicht vergessen», sagt Schmid.
Professionelle im Kino auf Kundenfang
Glaubt man den Erfahrungsberichten, die die Sexkino-Besucher im Internet auf einschlägigen Foren veröffentlichen, spielt das Treiben auf der Leinwand nur eine untergeordnete Rolle. Einer schreibt: «Ich war schon viel im Kino Walche und da ging regelmässig die Post ab. Das einzige Problem ist einfach, dass es sehr viele Stricher, aber auch Nutten hat. Aber sonst kann ich das Kino Walche nur empfehlen.»
Die Berichte reichen von schnellem Sex in den Kabinen, bis hin zu kleineren Orgien, bei denen Prostituierte in den Sitzreihen ihrem Geschäft nachgehen. Von Spannern, die daneben stehen und das Treiben verfolgen, lassen sie sich nicht stören.
Schmid gibt zu, dass die «Kontakt-Suche» eine grosse Rolle beim Kinopublikum spielt. Über Besucherzahlen will er aber keine Auskunft geben. Sie reicht aber offenbar aus, um zu überleben. Schmid lacht über die Prognosen, die den Sexkinos einen baldigen Untergang beschwören. «Uns gibts ja immer noch, oder?»
Verändert die 3D-Technologie das Sexkino?
Auch er hält aber die Augen offen für neue Anreize, sein Publikum ins Kino zu locken. So ist Schmid auch die neue 3D-Technologie nicht entgangen – und das Rennen, das um den ersten 3D-Pornofilm entstanden ist. «3-D Sex & Zen: Extreme Ecstasy» heisst der Hongkong-Film von Regisseur Christopher Sun, der vor Kurzem fertiggestellt wurde. Drei Millionen kostete der Streifen. Ein Vermögen im Gegensatz zu den «normalen» Pornofilmen, die mit einem Bruchteil dieses Budgets auskommen müssen.
Neben Suns Film hat sich noch Regisseur Tinto Brass mit einer Neuverfilmung des Klassikers «Caligula» im Rennen um den ersten 3D-Pornofilm ganz vorne positioniert. Ob die Sexszenen, die 1979 für einen Skandal sorgten, mittels 3D-Technik nochmal ähnlichen Wirbel auslösen? Der Erotik-Konzern Hustler mischt als dritte Kraft ebenfalls im 3D-Rennen mit. Eine Pornoversion von «Avatar» soll die Zuschauer ins Kino locken.
Die Branche wird ganz genau darauf achten, welchen Erfolg diese drei Filme erzielen. Ebenso der von der 3D-Technologie begeisterte Hans Kaspar Schmid. Er könne sich eine Umrüstung seiner Kinos dereinst gut vorstellen. Die 3D-Technologie sei aber bisher noch «zu aufwändig», so Schmid.
Spanien macht dicht
Die Sexkinos existieren also munter weiter. Obwohl sogar Besucher der Branche keine lange Zeit mehr geben, wie einer in einem Forum über das Kino Walche schreibt: «Bald verliess ich dieses Kino, im Bewusstsein, dass dieses noch etwas weiter auf dem absteigenden Ast ist, als diejenigen von Bern. Ich gebe solchen Kinos nicht mehr lange Zeit...»
Im Gegensatz zur Schweiz ist in Spanien die Ära der Schmuddel-Kinos vorbei. Die Madrider Zeitung «El Mundo» berichtet letzte Woche, dass verschiedene Sexkinos schliessen mussten. Der Präsident der spanischen Pornoproduzenten, Antonio Marcos, weiss den Grund: «Wer Pornos sehen will, kann das mit einem Klick im Internet tun – oft ohne einen einzigen Euro auszugeben», so Marcos.