VBZ muss «notfalls Linien einstellen!»
Zürich gehen die Trams aus!

Weil sich Lieferanten um einen Tram-Beschaffungsauftrag streiten, herrscht in Zürich akuter Tram-Mangel. Die VBZ überlegen sich, einzelne Linien nun einzustellen.
Publiziert: 16.12.2016 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:22 Uhr
Auf Zürichs Tramnetz herrscht bedrohliche Enge.
Foto: Keystone
Petar Marjanovic

In gut einem Jahr sollen die ersten Trams über die Zürcher Hardbrücke fahren. Die Tramlinie mit der Nummer 8 wird dann das Zürichsee-Ufer mit dem hippen Quartier Zürich-West verbinden, vorbei an stehenden Autokolonnen und schneller als mit dem Bus. So zumindest sieht der Plan der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) aus. 

Ob das so umgesetzt werden kann, ist unklar. Zwar wird derzeit intensiv auf der Hardbrücke an Rampen und Weichen gebaut. Doch es gibt ein Problem, wie BLICK-Recherchen zeigen. Durch die Verlängerung der Tramlinie 8 über die Hardbrücke bis zum Hardturm wird der bislang knappe Bestand an Tramfahrzeugen noch knapper. 

Keine Reserve für besondere Ereignisse

VBZ-Mediensprecher Andreas Uhl bestätigt dies auf Anfrage. «Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 sinken die Tramreserven der VBZ auf ein Minimum», sagt Uhl. Für den Betrieb der neuen 8er-Linie reiche der Bestand noch.

Aber die Reserven bei den Zürcher Verkehrsbetrieben seien so knapp, dass jedes Fahrzeug «punktgenau» geplant werden müsse. Weiter sagt Uhl: Für «jeden allfälligen späteren Zusatzbedarf oder unvorhersehbare Ereignisse» gebe es nach aktuellem Stand nicht genügend Fahrzeuge.

Einstellung von Tramlinien eine Option

Grund für die Knappheit ist der Tramkrieg zwischen Lieferanten. Siemens und Stadler kämpfen seit Monaten um einen eigentlich schon an Bombardier vergebenen Trambeschaffungs-Auftrag. Derzeit liegt der Streit beim Verwaltungsgericht und blockiert damit die Lieferung der dringend benötigten Fahrzeuge (BLICK berichtete).

Bei den VBZ hoffe man auf einen raschen Abschluss des Verfahrens, so Uhl. Aus gutem Grund: Auch die Tramlinie 2 soll verlängert werden und das Stadtzentrum ab 2022 mit der Agglomerationsgemeinde Schlieren verbinden.

«Für diesen Ausbauschritt fehlen uns definitiv Fahrzeuge», sagt Uhl. Derzeit sei man daran, alle Optionen zu prüfen: «Darunter sind Massnahmen wie die Reduktion oder die komplette Einstellung von Extrafahrten, die Ausweitung der Arbeitszeiten im Unterhaltsdienst, die Anmietung von Trams anderer Betreiber oder notfalls die partielle Einstellung von Tramlinien.» 

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