Knast-Kumpel zu Carlos' Hungerstreik
«Früher hätte er einfach zugeschlagen»

Heute ist der Schläger Carlos in seinen neuen Knast umgezogen – und gleichzeitig in Hungerstreik getreten. Ein alter Kumpel bringt viel Verständnis für diesen Schritt auf.
Publiziert: 21.11.2013 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:57 Uhr

Im Kastenwagen und in Begleitung eines zweiten Polizeiautos trifft heute der prominenteste Insasse des Massnahmenzentrums Uitikon (MZU) ein. Carlos (18) muss in der geschlossenen Anstalt fortan sein Leben verbringen.

Doch Carlos wollte nie in die Anstalt im Schlössli. Der Gewalttäter hatte gestern angekündigt, er werde aus Protest in Hungerstreik treten. Seine Eltern wollen ebenfalls nichts mehr Essen, bis ihr Sohn wieder ein «Sondersetting» bekommt. In dessen Rahmen er wieder sein geliebtes Thai-Box-Training aufnehmen kann.

Im Gefängnis in Uitikon sitzt auch Carlos' alter Kumpel Raphael ein. Der hat vollstes Verständnis für seinen neuen Knastkumpanen: Der Hungerstreik sei sein einziges Mittel, sein einziges legales Mittel, das Carlos noch habe. «Früher hätte er einfach zugeschlagen», sagt Raphael. «Jetzt macht er es auf diese Art.» Da sehe man schon, was für Fortschritte Carlos gemacht haben.

Viel Verständnis für Carlos im neuen Knast

Man müsse halt kämpfen um sein Recht, ist Raphaels Fazit. Im Gefängnis selbst stosse Carlos' Hungerstreik jedenfalls auf viel Verständnis.

Die Zürcher Oberjugendanwaltschaft hatte am Dienstag die Verlegung ins MZU angekündigt. Sie erfolge zu Carlos eigenem Schutz sowie zum Schutz Dritter.

Der wegen verschiedener Gewaltdelikte verurteilte Jugendliche Carlos war durch einen SRF-Dokumentarfilm bekannt geworden. Darin hatte der Jugendstaatsanwalt zugegeben, dass die Resozialisierungsmassnahmen für Carlos im Monat 22'000 Franken kosteten.

Seine Sonderbehandlung kostete 29'000 Franken

BLICK hatte in der Folge aufgedeckt, dass die Kosten des Sondersettings mit Rundumbetreuung, Thaibox-Training und eigener Wohnung sogar 29'000 Franken betragen.

Wegen der grossen medialen Öffentlichkeit wurde Carlos am 30. August in Zürich festgenommen und ins Gefängnis Limmattal eingewiesen. Von dort wurde er jetzt nach Uitikon versetzt, obwohl er selbst und sein Anwalt ein neues Sondersetting in Freiheit zu günstigeren Konditionen vorgeschlagen hatten. (bih)

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