Es ist einer der schlimmsten Pädo-Fälle, mit der sich die Zürcher Justiz je befassen musste: Roland W.* (51) soll acht Knaben sexuell genötigt und geschändet haben. Die Anklageschrift füllt ganze 42 Seiten und zeigt in schockierender Weise auf, wie pervers der Angeklagte seine pädophile Neigung befriedigte.
Der Mann soll seit 1994 acht Buben geknechtet und geschändet haben. Kennengelernt hat er einen Teil der Kinder durch sein Amt als Jugendleiter.
Gemäss Anklageschrift machte er seine Opfer immer auf die gleiche Art und Weise gefügig: Er lud sie zu sich nach Hause ein, schaute sich mit ihnen im Bett Filme und Pornos an.
Schlafmittel in Süssgetränk
Besonders schlimm: Der Mann soll die Buben mit einem Süssgetränk betäubt haben. Dadurch schliefen die Opfer derart tief, dass sie nichts von den Taten bemerkten. So die Vermutung der Staatsanwaltschaft.
Bei einem Opfer gab er sich als «coolen Freund». Erstmals missbrauche Roland W. ihn, als er 9 Jahre war. In der Pubertät gab der Angeklagte dem Teenager Schnaps, Wodka und Joints. Auch er soll durch das Süssgetränk gefügig gemacht worden sein. Das jüngste Opfer war beim Sex erst 8 Jahre alt. An ihm vergriff er sich auch während eines Cevi-Lagers sowie auf Reisen in einem Hotelzimmer in Deutschland oder Spanien.
Zehntausende Kinderpornos
Opfer fand Roland W. auch im Internet. Er sammelte nahezu jedes kinderpornografische Material im Internet, das ihm unter die Finger kam. Bei der Festnahme zählten die Ermittler 5072 Videos sowie 31'162 Bilddateien. Dazu sechs Videokassetten, die er beim Sex mit seinen Opfern selbst drehte.
Die Staatsanwaltschaft sieht den Fall als besonders aussergewöhnlich an: «Von den Zürcher Fällen im Bereich der sexuellen Gewalt an Kindern ist dies einer der grössten der letzten Jahre», sagte Sprecherin Simone Altenburger zur «Limmattaler Zeitung».
Ein Nachbar beschrieb Roland W. als «nett aber unauffällig». Man habe nie Kinder in Roland W.s Wohnung gesehen, er sei auch sonst nicht auffällig gewesen. Deshalb habe er anfangs auch keine Vermutung gehabt, wieso Roland W. verhaftet wurde. «Man sagte sich nur, dass es etwas Schlimmes sein musste», so der Nachbar.
Der Prozess gegen Roland W. beginnt am 25. April vor dem Dietiker Bezirksgericht. Noch ist unklar, welche Strafe die zuständige Staatsanwältin fordern wird.
Roland W. befindet sich seit Januar 2015 in Haft. (pma)
* Name der Redaktion bekannt
Update vom 25. April 2017: Ursprünglich war berichtet worden, das W. Pfadileiter war. Dies ist nicht korrekt. Er war Leiter bei einer Cevi-Gruppe.