Karl Zweifel stellte den falschen Arzt vom Zürichsee ein
«Er hat mich brandschwarz angelogen!»

Gegen Neurochirurg Thomas M. laufen in Deutschland mehrere Verfahren. Und auch in der Schweiz hat der falsche Doktor vom Zürichsee ein Verfahren am Hals. Jetzt erzählt Chirurg Karl Zweifel, wie er M. einstellte.
Publiziert: 12.04.2014 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:56 Uhr
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Thomas M. arbeitet als Neurochirug – trotz entzogener Zulassung.
Foto: BLICK
Von Michael Spillmann und Beat Michel

Der falsche Doktor vom Zürichsee – im Betrügen und Lügen ist der Deutsche unschlagbar. Bevor Neurochirurg Thomas M.* (51) in der Zürichseegemeinde Horgen im Oktober 2013 eine eigene Klinik eröffnete, hatte er sich eine Stelle als Belegarzt am See-Spital in Kilchberg ZH erschwindelt.

«Er bewarb sich», sagt Karl Zweifel (57), Chirurg am Zentrum für Wirbelsäulenleiden.  «Also legte ich ihm einen ausgeklügelten Vertrag vor. Darin steht klar: Keine Haftpflichtfälle, keine Rechtsprobleme.»

Nur: Dieser Vertrag habe «primär auf Treu und Glauben» basiert. Ein Fehler. «Er hat uns alle getäuscht. Mich hat er drei- bis viermal brandschwarz angelogen», sagt Zweifel. In Wahrheit laufen gegen M. in Deutschland gleich mehrere Verfahren.

Er soll Rechnungen manipuliert haben, zudem wird wegen Körperverletzung ermittelt. Da ihm die deutschen Behörden die Unbedenklichkeitserklärung verweigerten, fälschte M. diese kurzerhand. Am Donnerstag machte BLICK den Fall publik.

Laut Zweifel begann M. im Mai 2013 in Kilchberg zu arbeiten. Der ehemalige SVP-Kantonsrat versucht zu beruhigen: «Ohne mich machte er keine Operation.» Die Vorgeschichte von M. kommt durch eine Patientin mit Bandscheibenproblemen ans Licht. Sie und ihr Mann bekommen Bedenken und melden diese Zweifel. Auslöser waren Cortisonspritzen von Neurochirurg M. «Nach der dritten verschlechterte sich der Zustand meiner Frau massiv», sagt Andreas Diehl (48) aus Kilchberg. M. habe darauf einen chirurgischen Eingriff vorgeschlagen. «Ich erkundigte mich – auch über den Doktor – und merkte: Etwas ist hier komisch.»

Karl Zweifel bestätigt: «Patienten meldeten, etwas stimme nicht. Im Internet stiess ich auf die Vorfälle in Deutschland.»

Am 2. Oktober kündigt er M. per sofort. Zweifel sagt: «Ich leitete die Akten dem Direktor weiter. Von dort gingen sie an die Gesundheitsdirektion des Kantons.»

Und Karl Zweifel reichte Strafanzeige ein – aber nur wegen Verdachts auf betrügerisches Abrechnen. M. wartet in Deutschland auf seinen Prozess – hinter Gittern.

* Name der Redaktion bekannt

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