Darum gehts
- Jugendliche bewerfen Gummiboote auf der Limmat mit Steinen und spucken
- Drei einander ähnelnde Vorfälle in drei Wochen – Polizei sieht kein strukturelles Phänomen
- Einige Gummiböötler trauen sich nicht mehr auf den Fluss
Blauer Himmel und 25 Grad – perfekte Bedingungen für eine Gummiboottour. Jian K.*, ursprünglich aus China, trifft sich vergangenen Samstag mit zwei Freunden, um auf der Limmat bööteln zu gehen. Die Strecke zwischen dem Zürcher Landesmuseum und Dietikon kennt er gut. «Wir sind eine grössere Gruppe von Kollegen, die regelmässig bööteln gehen», erzählt der Hobbyböötler Blick.
Gegen 14.30 Uhr steuert die Gruppe auf den Hardeggsteg nahe der Tramhaltestelle Hardturm in Zürich-West zu. «Einige Teenager standen auf der Brücke und haben mit einem komischen ‹Hey› versucht, unsere Aufmerksamkeit zu erregen», erinnert sich Jian K.
Fünf Personen seien es gewesen. «Sie haben uns mit Steinen beworfen und angespuckt», so K. weiter. Seine Kollegin sei von der Spucke getroffen worden. Die Steine seien zum Glück neben dem Boot ins Wasser gefallen. «Doch wir waren ihnen auf dem Fluss völlig ausgeliefert, so etwas kann lebensgefährlich sein!»
Drei Vorfälle in drei Wochen
Jian K. erzählt, die Jugendlichen hätten ihn beleidigt. Er habe zurückgegeben. «Als wir mit der Polizei drohten und einen von ihnen fotografierten, flohen sie.»
Am Montagmorgen melden sich Jian K. und seine Freunde bei der Polizei. Die Stadtpolizei Zürich bestätigt auf Blick-Anfrage die entsprechende Anzeige gegen Unbekannt.
Ein ähnlicher Vorfall hat sich laut Polizeisprecher Pascal Siegenthaler bereits am Freitag, 4. Juli, zugetragen. Eine Brücke weiter flussaufwärts habe eine Gruppe Teenager ein Gummiboot mit Steinen beworfen. «Wir sind ausgerückt, haben die Personen aber nicht mehr angetroffen», so Siegenthaler. Niemand sei verletzt worden.
Ende Juni wurde ein weiteres Gummiboot auf der Limmat in der Gegend von Glanzenberg ZH attackiert. Die betroffene Böötlerin schildert den Vorfall auf «Reddit»: «Wir haben gerade die Zugstation passiert, als wir merkten, wie ein paar Teenager Steine nach uns warfen. Wir haben sie sofort angeschrien, sie sollen damit aufhören.»
«Faustgrosse Steine»
Doch das habe die Situation nur verschlimmert, schreibt die Betroffene weiter. «Sie haben noch mehr und noch grössere Steine geworfen. Manche waren faustgross!» Zum Glück hätten die Steine sie verfehlt. «Aber wir haben sofort die Kantonspolizei gerufen.» Diese bestätigt den Vorfall gegenüber Blick.
Trotz dreier Vorfälle in drei Wochen gehen die Stadt- und die Kantonspolizei Zürich derzeit nicht von einem strukturellen Phänomen aus. Verglichen mit der Anzahl Booten auf der Limmat seien diese Angriffe sehr selten, so Stapo-Sprecher Siegenthaler. Auch in den vergangenen Jahren habe man keine Häufung beobachtet.
Jian K. und seinen Freunden ist die Lust am Bööteln indes vergangen. Ähnlich gehe es seinen Kollegen, die selber nicht dabei waren. Er sagt: «Auch sie trauen sich nun nicht mehr auf die Limmat.»
* Name geändert