Es ist Freitagabend in einem ruhigen Mehrfamilienhaus-Quartier in Oberengstringen ZH. Ein lauter Streit in der Wohnung des Tunesiers Djibril H.** (36) lässt die Nachbarn aufhorchen. «Ich hörte ihn herumschreien, als ich draussen auf dem Balkon eine Zigarette rauchte», sagt ein Nachbar zu BLICK.
«Allerdings ist das nichts Ungewöhnliches. Er streitet sich oft mit seiner Freundin. Die Polizei war schon öfters da.» Als es rumpelt, schaut der Nachbar rüber. «Ich sah Djibril an der Brüstung des Balkons stehen. Er blickte hinunter.»
Zu Fuss zurück in die Wohnung gegangen
Unterhalb des Balkons ist Freundin Jessica N.* (35) unsanft auf den Boden aufgeschlagen. Wie die Polizei später meldete, hatte sich die Frau beim Sturz aus rund sieben Metern Höhe schwer verletzt.
Doch die Mutter eines kleinen Sohnes steht wieder auf, geht zu Fuss zurück in die Wohnung des Freundes. «Sie lief alleine hoch», erzählen die Nachbarn. «Der Polizei sagte sie später, Djibril habe ihr dabei geholfen.»
In der Wohnung merkt Jessica N., dass sie wohl doch schwerer verletzt ist als angenommen. Es kommen Sanität und Feuerwehr, die Schweizerin wird stabilisiert und mit der Drehleiter liegend durchs Fenster aus der Wohnung gebracht. Im Unispital wird sie am Rücken operiert.
Jessica N. wirft Polizei Befangenheit vor
Derweil wird der Tunesier festgenommen. «Das ist unerhört! Mein Freund war unschuldig drei Tage im Gefängnis», sagt Jessica N. zu BLICK. Sie wurde am Dienstag aus dem Spital entlassen. «Die Polizei glaubt, er habe etwas mit dem Sturz zu tun. Aber das stimmt nicht. Er hat mich sicher nicht vom Balkon gestossen. Wir haben bei der Polizei beide dieselbe Aussage gemacht – dabei hatten wir ja gar keine Zeit, uns abzusprechen.» Sie denkt, dass die Ermittler voreingenommen seien, weil ihr Freund ein Tunesier ist.
Die Nachbarn haben zum Vorfall eine klare Meinung: «Sie hatte bei früheren Streitigkeiten ihren Freund schon immer gedeckt, wenn die Polizei kam. Beide trinken. Ich denke schon, dass der Freund auf irgendeine Art für den Sturz verantwortlich ist.» Die Staatsanwaltschaft äusserte sich gestern nicht zum Fall.
* Name der Redaktion bekannt
** Name geändert