Jede zweite Frau wäre interessiert
«Es gibt zu wenig gute Pornos für Frauen»

Evangelische Frauen wollen «frauenverachtende» Peitschen-Pornos in der Schweiz verbieten. Eine Zürcherin fordert hingegen mehr Pornos für die Frau.
Publiziert: 05.12.2014 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:22 Uhr
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Alternative Pornoproduktionen wollen die Fantasie anregen.
Foto: ZVG
Von Céline Trachsel

Die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) wollen Peitschenhiebe, Hintern versohlen, Fisting, Fesselspiele und ähnliche Praktiken den Schweizer Pornofilmproduzenten verbieten. Es sei frauenverachtend, sagt EFS-Präsidentin Liselotte Fueter zu 20 Minuten.

Doch die christlichen Damen vergessen eines: Auch Frauen stehen auf Pornos. Mehrerer Studien belegen, dass jede zweite daran interessiert wäre. Aber längst keine 50 Prozent des weiblichen Geschlechts gucken auch tatsächlich die expliziten Filmchen. Verlässliche Zahlen gibt es keine.

Problem: Pornos von Männern für Männer

Den Grund für die Diskrepanz zwischen Interesse und Konsum glaubt eine Zürcherin zu kennen. «Die kommerziellen Pornos sind zu einseitig und entsprechen nur einem Bruchteil der Sexualität. Sie werden von Männern für Männer produziert», sagt Talaya Schmid (31), Mit-Organisatorin der Zürcher Porny Days. «Doch wir brauchen mehr intelligente Sexfilme.»

Damit gemeint sind Filme mit erotischen Inhalten, in denen nicht bloss Pornopüppchen und Riesenpenisse bei der Dauerpenetration gezeigt werden.

«Die kommerziellen Pornos zielen auf schnelle Befriedigung. Aber Sexfilme dürfen auch mal etwas tiefergreifend sein und etwa ein Thema humorvoll hinterfragen. Ein Lerneffekt wäre wünschenswert.»

Gäbe es bessere Sexfilme, fänden sich mehr Konsumentinnen

Sie ist überzeugt, dass mehr Frauen solche Streifen sehen würden, gäbs im Internet bessere Sexfilme. Denn: «Frauen wollen nicht weniger konsumieren. Es gibt bloss zu wenige gute Pornos für sie.»

Aber genauso viele Männer wären froh über ein paar «andere» Filme, ist Talaya Schmid überzeugt. «Für Männer ist es ein Stress, den Rollen nachzueifern, die in gängigen Pornos vermittelt werden.» Sie persönlich stehe hinter «erregenden und lustfördernden» Filmen – abseits der Porno­industrie.

Die Porny Days finden vom 5. bis 7. Dezember im Kino RiffRaff in Zürich statt.

«Sex ist nicht immer nur kuschlig und nett»

Evangelische Frauen wollen Hinternversohlen, Peitschenhiebe oder weibliche Ejakulation in Pornos verbieten. Es sei frauenverachtend. Machen solche Verbote Sinn?

Caroline Fux*: Generell machen Einschränkungen in Pornos durchaus Sinn. Die Frage ist einfach, wo man die Grenze setzt und wie weit man generalisiert. Körperausscheidungen sind ein gutes Beispiel. Da gibt es Unterschiede. Die Mehrheit der Schweizer wollen vermutlich nicht, dass es Pornos mit Kot und Urin in den Läden gibt. Aber stört auch weibliches Ejakulat? Spucke? Sperma?

Und Klapse auf den Hintern?

Zuerst einmal stört mich das Argument «frauenverachtend». Heisst das, dass es o.k. wäre, wenn Männer gepeitscht oder versohlt würden? Es zeigt, wie wenig differenziert die Diskussion geführt wird. Natürlich gibt es ein zu viel an Gewalt und es braucht wie gesagt Verbote. Aber es ist schwer abzugrenzen, welche Dominanz ein nicht tolerierbarer Übergriff ist. Sex ist nicht immer nur nett, sauber und kuschlig im Himmelbett und auf der Blümchenwiese. Und das ist auch in Ordnung so.

Andere fordern mehr Pornos für Frauen. Welche Pornos schauen Frauen gern?

Das kann man nicht generell sagen. Es gibt sehr unterschiedliche Vorlieben, genau wie bei den Männern auch. Es gibt durchaus auch Frauen, die härtere Pornos mögen. Lange hiess es: Frauen wollen Gefühle und Geschichten in Pornos. Aber nicht jede will sich zuerst lange Dialoge anschauen. Viele Frauen entdecken das Genre erst und formulieren Wünsche.

Sollen Frauen Pornos schauen?

Warum nicht, wenn sie es möchten? Aber bitte in vernünftiger Dosis und im Wissen, dass das keine Anleitungen oder gar Pflichten für das eigene Sexleben gibt.

*Caroline Fux (33) ist Psychologin und Blick-Sexberaterin

Evangelische Frauen wollen Hinternversohlen, Peitschenhiebe oder weibliche Ejakulation in Pornos verbieten. Es sei frauenverachtend. Machen solche Verbote Sinn?

Caroline Fux*: Generell machen Einschränkungen in Pornos durchaus Sinn. Die Frage ist einfach, wo man die Grenze setzt und wie weit man generalisiert. Körperausscheidungen sind ein gutes Beispiel. Da gibt es Unterschiede. Die Mehrheit der Schweizer wollen vermutlich nicht, dass es Pornos mit Kot und Urin in den Läden gibt. Aber stört auch weibliches Ejakulat? Spucke? Sperma?

Und Klapse auf den Hintern?

Zuerst einmal stört mich das Argument «frauenverachtend». Heisst das, dass es o.k. wäre, wenn Männer gepeitscht oder versohlt würden? Es zeigt, wie wenig differenziert die Diskussion geführt wird. Natürlich gibt es ein zu viel an Gewalt und es braucht wie gesagt Verbote. Aber es ist schwer abzugrenzen, welche Dominanz ein nicht tolerierbarer Übergriff ist. Sex ist nicht immer nur nett, sauber und kuschlig im Himmelbett und auf der Blümchenwiese. Und das ist auch in Ordnung so.

Andere fordern mehr Pornos für Frauen. Welche Pornos schauen Frauen gern?

Das kann man nicht generell sagen. Es gibt sehr unterschiedliche Vorlieben, genau wie bei den Männern auch. Es gibt durchaus auch Frauen, die härtere Pornos mögen. Lange hiess es: Frauen wollen Gefühle und Geschichten in Pornos. Aber nicht jede will sich zuerst lange Dialoge anschauen. Viele Frauen entdecken das Genre erst und formulieren Wünsche.

Sollen Frauen Pornos schauen?

Warum nicht, wenn sie es möchten? Aber bitte in vernünftiger Dosis und im Wissen, dass das keine Anleitungen oder gar Pflichten für das eigene Sexleben gibt.

*Caroline Fux (33) ist Psychologin und Blick-Sexberaterin

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