Ihr Freund schoss Dana M. (50) in Weiach ZH zwei Zentimeter neben das Herz
«Er wollte, dass mich kein anderer bekommt»

Alle zwei Wochen tötet ein Mann in der Schweiz seine Partnerin. Dana M. (50) entging nur knapp dem Tod. Ihr Freund wollte sie vor drei Jahren in Weiach ZH erschiessen. Bis heute leidet sie unter dem Mordversuch.
Publiziert: 29.07.2019 um 22:46 Uhr
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Dana M. (50) überlebte eine versuchten Femizid.
Foto: zVg
Helena Schmid

Dana M.* (50) hätte sterben sollen. Das hat ihr Freund für sie entschieden. Am 17. Januar 2016 richtete er in Weiach ZH eine Waffe auf ihr Herz. Und drückte ab. Dann brachte er sich selbst um. Alle zwei Wochen tötet ein Mann in der Schweiz seine Partnerin. Dana M. überlebte.

Zur aktuellen Femizid-Debatte teilt sie nun mit BLICK erstmals ihre Erfahrungen. «Ich verstehe bis heute nicht, warum er mir das antun wollte. Ich dachte, ich kenne diesen Mann. Auch seine dunklen Seiten», sagt Dana M.

Vier Jahre war die Zürcherin mit ihrem Freund Stefan* (†51) zusammen. Das Paar lebte in einer gemeinsamen Wohnung, war glücklich. Wenige Monate vor der Gräueltat beginnt die Beziehung zu bröckeln. M.s Freund kommt mit seinem Alltag nicht mehr klar, wird depressiv. «Plötzlich durfte ich ihn nicht mehr alleine lassen. Er suchte mich, wenn ich nicht da war», erzählt sie.

Er reisst sie aus dem Schlaf

Die Kontrollsucht ihres Partners macht Dana M. Angst. Sie wendet sich an einen Psychologen. «Nach einem halben Jahr war ich schliesslich so weit, Stefan zu sagen, dass ich eine Auszeit brauche.»

M. zieht zu einem Kollegen nach Weiach ZH. Dort schläft sie auch in jener Nacht auf den 17. Januar. Bis sie gegen vier Uhr morgens ein Schrei weckt. «Mein Freund stand im Zimmer und rief, was ich eigentlich hier mache», erzählt sie.

Erschrocken springt Dana M. aus dem Bett, rennt ins Wohnzimmer. Vom Lärm ist mittlerweile auch ihr Kollege wach. Er alarmiert die Polizei. «Als Stefan mir folgte und ihn telefonieren sah, holte er eine Pistole aus seiner Jackentasche und schoss auf mich.»

Flüchtet barfuss und im Pyjama

Die Kugel trifft M. zwei Zentimeter neben ihrem Herzen. Lungendurchschuss. «Doch ich wurde nicht ohnmächtig und musste mitansehen, wie Stefan sich selbst in den Kopf schoss.»

Von Schock und Schmerz betäubt, eilt die verletzte Frau aus der Wohnung. Barfuss und im Pyjama irrt sie durchs Quartier. Bis der Krankenwagen kommt. 

Im Spital habe sie vor allem Wut empfunden. «Bei jeder Schmerzattacke dachte ich daran, dass nur er mir das angetan hatte. Er wollte, dass mich kein anderer bekommt. Deshalb sollte ich mit ihm sterben», so M. Irgendwann habe sie sich selbst davon überzeugt, dass Stefan einfach krank war. Die Wut wich der Trauer.

«Ich kann nicht alleine schlafen»

Aus Stefans Umfeld hiess es, man wisse ja nicht, was ihn dazu getrieben habe. Man kenne seine Seite der Geschichte nicht. «Einige gaben mir das Gefühl, dass ich auch schuld bin. Aber ich wusste, dass das nicht stimmt», erzählt M.

Das Schlimmste sei gewesen, sich überall rechtfertigen zu müssen. Warum sie nicht arbeiten könne. Warum sie Sozialgelder brauche. Körperlich und psychisch ist Dana M. seit dem Vorfall stark eingeschränkt. «Ich kann nicht mehr alleine schlafen. In meinem Alltag werde ich von Erinnerungen übermannt. Das kostet Kraft», sagt sie.

Eine Genugtuung hat Dana M. bis heute nicht erhalten. Noch immer geht sie wöchentlich zur Therapie. In der Hoffnung, das Geschehene irgendwann vergessen zu können.

* Namen geändert

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