Hier setzt Koyuncu den Feuerlöscher ein
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Eskalation in Winterthur:Hier setzt Koyuncu den Feuerlöscher ein

«Ich lasse mir das nicht länger bieten!»
Mit Feuerlöscher abgeduscht – Winterthurer Vermieterstreit eskaliert

Der Streit zwischen Mieter Mevlüt Koyuncu und seinem Vermieter Karim P. eskaliert – vollends! Nachdem Blick schon im März über den Lackierer berichtet hatte, duschte dieser jetzt einen Baudienstleister kalt ab – mit einem Feuerlöscher!
Publiziert: 00:00 Uhr
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Er machte kurzen Prozess: Mevlüt Koyuncu (50), Lackierer aus Winterthur.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Lackierermeister wehrt sich mit Feuerlöscher gegen Vermieter-Übergriff in Winterthur
  • Vermieter stellt Heizung ab, Mieter heizt mit Gasstrahlern auf eigene Kosten
  • Gericht gibt Mieter recht, Vermieter hat 20 Tage Zeit für Reparaturen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandro ZulianReporter News

Zwischen Lackierermeister Mevlüt Koyuncu (50) und seinem Vermieter Karim P.* brodelt es schon lange. Doch jetzt ist der Streit vollends eskaliert – und es kam ein Feuerlöscher zum Einsatz!

Dies zeigt ein Überwachungsvideo, das Blick vorliegt. Darin zu sehen: Leute brechen eine Türe auf, betreten einen Gang – und mittendrin zückt Koyuncu einen Feuerlöscher. Immer wieder spritzt er einen Fremden mit dem Löschschaum ab, drängt ihn zurück. Der Eindringling hingegen versucht weiter, in Koyuncus Werkstatt zu gelangen. In der Hand: ein Brecheisen!

Der Vorfall ereignete sich an einem Montagmorgen im Oktober. Der Mann mit dem Brecheisen? Ein Baudienstleister im Auftrag des Vermieters. Letzterer wollte über den Arbeiter Zugang zum WC und Lavabo von Koyuncu. Angeblich, um zu sanieren. Doch der Lackierer lehnte ab. Denn: Er traut seinem Vermieter keinen Zentimeter mehr über den Weg.

«Plötzlich stehen die da und brechen die Türe auf. Ich schrie mehrmals, sie sollen aufhören. Aber dann musste ich mich wehren!», sagt Koyuncu. Das WC, das im Gang des Gebäudes liegt, ist für den Lackierer jetzt nicht mehr zugänglich: «Sie haben die Türe vernagelt.» Zugang zu Wasser hat er seither keinen mehr.

Mieter soll rausgeekelt werden

Der Feuerlöscher-Vorfall ist nur ein weiteres Kapitel in diesem absurden Zoff. Blick berichtete bereits im März darüber. Vermieter Karim P. übernahm die Liegenschaft im Frühling 2023. Kurz darauf der erste Schock für Koyuncu. Der Mieter erhielt eine Rechnung für Gas, Energie- und Netznutzung über 3300 Franken. «Wir nutzen gar kein Gas», sagt er. Wenig später der nächste Brief: «Stromverbrauch und Netznutzung». 3500 Franken. Zahlungserinnerungen flatterten in den Briefkasten.

Koyuncu weiss, dass das nicht stimmen kann. Er zahlte 500 bis 600 Franken im Monat für seinen Strom – direkt an die Stadtwerke. «Es steht Ihnen frei, das Mietverhältnis jederzeit mit uns aufzulösen», schrieb der Vermieter. Koyuncu ist sich sicher: Hier geht es nur ums Herausekeln.

Nebst vielen weiteren Vorkommnissen stellte der Vermieter zum Jahreswechsel 2024/2025 Koyuncu die Heizung ab. So kaufte er sich Gasstrahler und heizte die Werkstatt seither auf eigene Kosten.

Als Karim P. einmal mehr unangemeldet in die Garage kam, eskalierte der Streit ein erstes Mal. Damals zückte Koyuncu sein Handy und filmte. Der Vermieter schlug es ihm aus der Hand, nachdem er ihn auf Türkisch mit Beschimpfungen eingedeckt hatte. Koyuncu meldete sich danach erstmals bei Blick. 

Mini-Sieg vor Gericht

Mittlerweile klagte Koyuncu mehrmals und rief mindestens so oft die Polizei. Beim Bezirksgericht Winterthur errang er Mitte Oktober einen kleinen Sieg. Nach dem Vorfall mit dem Feuerlöscher wollte der Vermieter den Strom für Sanierungsarbeiten abstellen. Koyuncu erwirkte vor Gericht eine superprovisorische Anordnung. Darin heisst es unter Strafandrohung: «Dem Vermieter wird ab sofort verboten, die Stromzufuhr zum Mietobjekt abzustellen oder einzuschränken.» 

Vergangenen Freitag mussten die beiden Parteien zur Verhandlung vors Bezirksgericht. 20 Tage hat der Vermieter Zeit, die Heizung in Ordnung zu bringen und die Wasser- und Stromzufuhr wieder sicherzustellen. «Bis jetzt ist noch nichts passiert», sagt Koyuncu. Seitdem überweist er seine Miete direkt ans Gericht, die vielen weiteren Mängel klagt er in separaten Verfahren ein.

Vertrag verlängert

Vermieter Karim P. wollte sich gegenüber Blick nicht zur Sache äussern. Er erklärte aber, er sei für die Brecheisen-Aktion nicht verantwortlich. Nur: Dem widerspricht Hans M.*, der Baudienstleister. Er ist es, der die volle Ladung Feuerlöscher abbekam. «Wir haben für Karim P. Sanierungen durchgeführt. Ich wusste aber nichts von diesem Streit und bin hier zwischen die Fronten geraten», sagt er zu Blick. Vermieter Karim P. habe ihm gesagt, er dürfe ohne Weiteres rein, es sei alles geklärt.

Weit gefehlt: «Wir klopften, aber niemand machte auf. Also nahmen wir das Brecheisen. Nach ein paar Sekunden war offen, wir haben in den Spalt geschaut, da bläst er mir mit dem Feuerlöscher ins Gesicht.» Brisant: «Hinter mir standen plötzlich zwei Mitarbeiter von Karim P. Die haben genau gewusst, was hier geschehen wird und haben mich reinlaufen lassen.»

Koyuncu, der seit 25 Jahren in der Schweiz lebt, könnte alles beenden und einfach ausziehen. Doch er denkt nicht daran. Im Frühjahr focht er das reguläre Mietende per 31. Dezember 2025 an. Er darf jetzt noch ein paar Jahre länger bleiben. «So einfach finde ich keinen Ort für eine Lackiererei», sagt Koyuncu. Ausserdem geht es ihm ums Prinzip: «Ich lasse mir das nicht länger bieten!»

* Namen geändert 

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