Rentner Jürg Müller (71) aus Zürich wurde letzte Woche Opfer einer fiesen Corona-Abzocke: Eine junge Frau bot dem Senior ihre Hilfe beim Einkaufen an, nahm seine 70 Franken, seinen Rucksack – und tauchte nie wieder auf (BLICK berichtete). Müllers herzzerreissende Geschichte löste eine enorme Solidaritätswelle aus: Unzählige Bürger boten ihm ihre Hilfe an.
Hervorgerufen wurden die Reaktionen durch den Facebook-Post der Zürcher Friedensrichterin Christine Stokar. In einem Beitrag in der Facebook-Gruppe «Gern gscheh – Tsüri hilft» schrieb sie, was Herrn Müller geschehen war. Darunter häuften sich Kommentare wie «Wieviel Geld hat er verloren? Gibt es eine Möglichkeit, ihm das Geld zu überweisen?» oder «Ich beteilige mich auch gerne und organisiere einen neuen Rucksack!»
Die Tränen kullerten ihm über die Wange
Stokar war überwältigt von den vielen Reaktionen. «Die Kommentare haben mich sehr berührt.» Damit war sie nicht allein: «Auch Herrn Müller kamen die Tränen, als ich ihm davon erzählte», sagt Stokar zu BLICK. Die Friedensrichterin wurde sofort aktiv: Sie verband Herrn Müller mit einer jungen Frau, die sich ebenfalls auf den Beitrag gemeldet hatte und in der Nähe des Seniors wohne. «Das hat reibungslos geklappt, und die Helferin ging einen Tag später für ihn einkaufen.»
Der Rentner war überwältigt von der schnellen Hilfeaktion, wie er BLICK sagt: «Schon am nächsten Tag rief mich eine junge Frau an und bot mir an, für mich einkaufen zu gehen. Ich bin sehr dankbar dafür.» Die Frau wohne nur 100 Meter von ihm entfernt und habe angeboten, dass er sie auch künftig kontaktieren könne, falls er etwas brauche, schwärmt der Senior.
Obwohl sich einige auch zusammenschliessen wollten, um Müller sein Geld zurückzuerstatten, beschloss Friedensrichterin Stokar, das selbst in die Hand zu nehmen: «Die 70 Franken schickte ich ihm in einem Couvert zu.» Zurzeit gebe es so viele Spendenaktionen – häusliche Gewalt, Nachbarschaftshilfe und noch vieles mehr. «Die Leute sollen lieber da spenden.»
Einkaufshilfe stets auf Abruf
Bei der Helferin handelt es sich um Désirée Leutenegger (32), die gerade mal fünf Minuten von Müller entfernt wohnt. Sie sagt zu BLICK: «Ich musste ohnehin einkaufen gehen, und es ist für mich klar, dass man in dieser Krise zusammenhalten muss und wenigstens da hilft, wo man kann.»
Es wird wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Leutenegger dem Senior als Einkaufshilfe dient. «Ich habe Herrn Müller gesagt, dass er mich jederzeit ungeniert anrufen kann.»