Ergraut und in den Monaten hinter Gittern mindestens um zehn Jahre gealtert tritt Roland W.* (51) aus Stallikon ZH heute vor dem Bezirksgericht Dietikon auf. Er, der nach aussen hin vertrauenswürdige Kinderfreund, soll zwischen 1994 und 2014 Hunderte von Übergriffen begangen haben.
Die jüngsten seiner mindestens acht Opfer waren demnach gerade einmal acht Jahre alt. W. ist einer der schlimmsten Kinderschänder der Schweiz.
«Heftige Manipulationen an den Geschlechtsteilen»
Seine Taten gibt er heute zu. Zumindest teilweise: «Ich habe die Kinder nicht sediert. Sie haben eben einfach so tief geschlafen», sagt der ausgebildete Typograph. Auf einem Wasserbett schlafe man halt einfach gut.
Das sieht die Staatsanwaltschaft ganz anders: Es sei nicht realistisch, dass die Knaben nur geschlafen hätten. Auf den pornografischen Aufnahmen, die man beim Beschuldigten fand, seien zum Teil «heftige Manipulation an den Geschlechtsteilen» zu sehen. Das längste Video dauert 22 Minuten. «Er gibt nur genau das zu, was ihm schwarz auf weiss nachweisbar ist», sagt die Staatsanwaltschaft.
«Ich bin eben pädophil veranlagt»
Zu seinen Beweggründen sagt Roland W. nur so viel: «Eine Erklärung habe ich nicht, ich bin eben pädophil veranlagt.» Das habe er sich selbst lange nicht eingestanden.
Roland W. lud die Buben laut der Anklageschrift zu sich nach Hause zum Übernachten ein, lockte mit Computerspielen und einem riesigen Fernseher. Auch bei schulischen Problemen tat sich W. als vermeintlich väterlicher Helfer hervor. Besonders Knaben aus schwierigen sozialen Verhältnissen haben es dem Grafiker offenbar angetan.
Hinter verschlossenen Türen soll Roland W. dann sein anderes Gesicht gezeigt haben. Er betäubte die Knaben laut der Staatsanwaltschaft mit einem unbekannten Medikament, aufgelöst in einem Süssgetränk.
Staatsanwaltschaft fordert 13 Jahre Gefängnis
Danach habe er sich an den Opfern vergangen – und die Taten teilweise noch gefilmt. Auf dem Computer des Pädophilen fanden die Ermittler tausende Dateien mit kinderpornographischem Inhalt.
Die Staatsanwältin wirft dem Beschuldigten eine ganze Reihe von Delikten vor, alle mehrfach ausgeübt: sexuelle Nötigung, Schändung, sexuelle Handlungen mit einem Kind, Pornografie, Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte, Verabreichung gesundheitsgefährdender Stoffe an Kinder, Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz. Roland W. soll für seine Taten 13 Jahre hinter Gitter. Ein Gutachten attestiert ihm eine hohe Rückfallgefahr. Eröffnet wird das Urteil im Mai. (sac/SDA)