Auf der Hasenstrick-Homepage tönt es verheissungsvoll. «Den Gast erwartet ein Ort der Entspannung und Erholung und eine wohlige Atmosphäre.» Für Lieferanten, Handwerker, eine Personalvermittlung, die Swisscom, Gerichte und ehemalige Angestellte sieht es weniger rosig aus. Sie mussten sich ihr Geld von der Hasentrick Gastronomie in einem zermürbenden Kleinkrieg regelrecht erkämpfen. Allein in den letzten drei Jahren wurde das Gasthaus für über 600000 Franken betrieben.
Stamm-Gläubiger ist die Hotela, die Ausgleichskasse für die Hotelbranche. Über 30 Mal (!) mussten sie das Ausfluglokal für ausstehende AHV-Beiträge seiner Mitarbeiter betreiben. Betrag: rund 230000 Franken. Zurzeit sind gemäss Betreibungsauszug noch 100000 Franken offen, bei 80000 Franken war es zu einem Pfändungsvollzug gekommen.
Auch das Bundesgericht wartet, dass der Hasenstrick seine Gerichtsgebühren endlich bezahlt. Der Besitzer und einzige Verwaltungsrat Peter Kellenberger hatte sich geweigert, die alte Heizung innert Frist zu reparieren. Deswegen war er bis nach Lausanne gezogen – und 2008 auch dort abgeblitzt.
Sogar bei seinem Kaffeemaschinen-Lieferanten stand die Beiz in der Kreide. «Bis das Geld bezahlt wurde, waren alle Servicearbeiten gesperrt», heisst es beim Gläubiger.
Die seltsame Zahlungsmoral des Hasenstrick ist bei seinen Lieferanten ein offenes Geheimnis. «Anfangs bezahlte er noch pünktlich», erinnert sich Markus Weber von der gleichnamigen Bio-Metzgerei aus Wetzikon ZH. Er lieferte täglich Fleisch und Wurstwaren. «Dann geriet er immer mehr in Rückstand, bis mehrere zehntausend Franken aufgelaufen waren. Ich stellte ihn persönlich zur Rede. Doch es gab nur leere Versprechungen.»
Schliesslich leitete Weber die Betreibung ein. «Herr Kellenberger erschien weder vor dem Friedensrichter, noch vor Gericht. Erst vor Obergericht habe er in eine Zahlungsvereinbarung eingewilligt. «Er hat dann alles abbezahlt. Diese Art von Geschäftspraktik ist wirklich eigenartig. Er legt es wirklich darauf an, seine Gläubiger mit allen Mitteln zu zermürben.»
Dieser Meinung ist auch ein Lieferant, der den Hasenstrick mit Tiefkühlprodukten belieferte. «Ein solch freches Geschäftgebahren ist vor allem für kleinere Firmen existenzbedrohend», so der Geschäftsleiter wütend.
Auch eine weitere Metzgerei im Zürcher Oberland kennt Kellenbergers Zahlungsmoral. «Uns ist er noch immer 7000 Franken schuldig. Schuld an der Misere gab Kellenberger immer seinen Angestellten. Er behauptete sogar, man habe ihm Geld veruntreut.»
Davon will Fernando Niedermann (48), der als Küchenchef im Hasenstrick gearbeitet hatte, nichts wissen. «Dies kenne ich. Für Kellenberger waren immer die Andern schuld. Ich musste mir 20000 Franken, die er mir für Lohn, Ferien und Überstunden schuldete, ebenfalls erkämpfen.» Im Falle eines Nichtbezahlens habe der Friedensrichter gedroht, den Hasenstrick in Konkurs zu schicken. So habe er endlich sein Geld bekommen.
Auch ein ehemaliger Kochstift (20) erinnert sich nur ungern an die Beiz im Zürcher Oberland. «Statt etwas zu Lernen musste ich und mein Stiftkollege das erste Jahr meist putzen und rüsten. Das Lehrlingsamt riet uns, die Stelle zu verlassen. Erst später merkte ich, dass mein Lohn um 20 Prozent unter dem empfohlenen Stiftenlohn war. Überstunden – teils musste ich bis 16 Stunden täglich arbeiten – zahlte er mir nach.»
Dazu meint Kellenberger: «Er war ein extrem starker Raucher und war deshalb während der Arbeitszeit vielfach im Freien beim Rauchen anzutreffen. Würde dies berücksichtig, hätte er noch viele Stunden nachzuholen.»
Und was sagt er zu seiner Schuldenwirtschaft? «Die Positionen des Betreibungsauszuges sind grossmehrheitlich bezahlt.» Auf die BLICK-Frage, wieviele Forderungen noch bestehen würden, gibt Kellenberger keine Auskunft. «Es besteht keine Ursache, darauf im Detail einzugehen. Und zwar deswegen nicht, weil dies niemanden etwas angeht.»
«Doch jede berichtigte Forderung wird bezahlt», betont Kellenberger. Es fragt sich nur wann ...