Gemäss BLICK-Informationen starb der Jurist im Alter von 77 Jahren am Sonntagabend im Zürcher Universitäts-Spital. Über die Todesursache ist bislang nichts bekannt.
Hans W. Kopp war Anwalt, Wirtschaftsanwalt, Medienanwalt und Ex-Anwalt. Ein Politikersohn, der nie in die Politik wollte und doch die Schweizer Politgeschichte des letzten Jahrhunderts geprägt hat wie kein anderer.
Er war der erste Bundesratsgatte. Und die erste Bundesrätin stürzte über ihn. Hans W. Kopp und Elisabeth Kopp-Iklé waren fast 50 Jahre ein Paar. In guten wie in schlechten Zeiten: Die Liebe hielt bis zum letzten Tag.
Stoff für einen Roman
Die Kopps führten ein Leben im Rampenlicht. Ein Leben, das Stoff für einen Roman bietet.
1959. Zwei junge Juristen finden sich im Kampf gegen den Kommunismus. Beide wollen zu einer antikommunistischen Veranstaltung in Berlin. Am Flughafen Kloten sieht sie ihn zum ersten Mal. «Ich schüttelte ihm die Hand und wusste: Entweder heirate ich ihn oder ich heirate gar nie», sagte Elisabeth Kopp später. Am Tag der ersten Begegnung verloben sie sich. In der Berliner Bar «Die Badewanne».
Bei der Hochzeit am 30. August 1960 auf der Halbinsel Au am Zürichsee sagt Elisabeths Vater Max zu ihr: «Du hast deinen Meister gefunden.» Er meint Hans.
Ihr Leben verbrachten sie an der Zürcher Goldküste. Schon kurz nach der Hochzeit ziehen sie in ihre Villa «Drei Eichen» in Zumikon.
«Häsu» macht schon als Pfadi Karriere
Geboren wurde Hans Walter Kopp am 12. Juni 1931 in Luzern. Schon in der Pfadi macht er als «Häsu» Karriere. Kopps Vater Paul wird 1945 als FDP-Vertreter Luzerner Stadtrat, acht Jahre später schafft er es sogar zum Stadtpräsidenten, zum «König von Luzern».
Die «unzähligen Intrigen» schrecken den jungen Hans von der Politik ab. Er geht nach Zürich, studiert die Rechtswissenschaften, doktoriert «summa cum laude».
Als brillantes Jungtalent startet er 1960 in einem renommierten Zürcher Anwaltsbüro. Auch im Militär macht er Karriere, schafft es zum Major, hat das Kommando des Füsilierbataillons 45.
Kopp ist jung, Kopp ist smart, Kopp kennt die richtigen Leute.
«Fernsehstrasse» macht ihn bekannt
Der breiten Öffentlichkeit wird Hans W. Kopp in den 70er-Jahren erstmals ein Begriff. Ab 1974 moderiert er die Sendung «Fernsehstrasse 1-4», ein medienpolitisches Format im noch jungen Fernsehen DRS. Er ist der erste «Medienanwalt» der Schweiz, lotet vor den Kameras aus, wie weit Journalisten gehen dürfen. Die «Fernsehstrasse» ist bis 1980 auf Sendung. Kopps Aufstieg scheint kometenhaft.
Anfang der 80er-Jahre gerät der erfolgsverwöhnte Super-Anwalt erstmals selber in den Fokus der Berichterstattung.
Er präsidiert den Verwaltungsrat der Risikokapitalgesellschaft Trans KB. Sie verspricht fantastische Geschäfte. 150 Millionen Anlegerfranken versenkt die Firma mit dem Projekt «Tomoffel», einer Kreuzung aus Tomate und Kartoffel.
Er meidet die Politik, sie nicht
Einer von vielen Flops, begleitet von Mauscheleien: 1991 steht Kopp vor Gericht wegen Betrugs und Urkundenfälschung. Er kassiert ein Jahr bedingt. Und verliert auch sein Anwaltspatent. Hans W. Kopp mied die Politik.
Seine Frau dagegen machte Karriere. 1970 – auf Bundesebene haben die Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht – gelingt Elisabeth Kopp der Sprung in den Gemeinderat von Zumikon. Vier Jahre später wird sie Gemeindepräsidentin.
Die Zürcher FDP, für die sie politisiert, ist beeindruckt. Elisabeth Kopp wird Kantonsrätin, Erziehungsdirektorin, Nationalrätin. Dann soll die Tochter des ehemaligen Nationalbankdirektors erste Bundesrätin der Schweiz werden.
Was war da mit «Füdlitätsch»?
Im Vorfeld der Wahl bricht eine Schlammschlacht aus. Die Trans-KB-Verstrickungen Hans W. Kopps werden im Spätsommer 1984 hervorgekramt. Eine Edeldirne («Mireille») meldet sich plötzlich zu Wort: Ihr soll er eine Immobilie zugeschanzt haben.
Und die «Füdlitätsch-Affäre» dringt ans Licht.
In der «WoZ» schreibt Nikiaus Meienberg über «Dr. Hansweh Kopp », er habe als junger Anwalt regelmässig Sekretärinnen den nackten Hintern versohlt. «Die Geschichte riecht nach Sex», sagte Kopp 2007 der «Weltwoche», «doch darum ging es nicht. Das Ganze war ein Blödsinn.»
Sie im Bundesrat, er in den Schlagzeilen
An Elisabeth Kopp perlt aller Schmutz ab. Am 20. Oktober 1984 wird sie Bundesrätin.
Doch die Schlagzeilen um ihren Mann reissen nicht ab. Die Tessiner Justiz verfolge die «Libanon-Connection», heisst es 1988. Eine zentrale Rolle spiele die Zürcher Firma Shakarchi Trading. Mohamed Shakarchi ist ein Geschäftsfreund Hans W. Kopps , dieser sitzt im Verwaltungsrat.
Bis am 27. Oktober: Elisabeth Kopp informiert ihren Mann über das laufende Verfahren. «Ein ganz kurzes Telefonat», wie sie später sagt. Daraus wird die Affäre Kopp. Sie streitet zunächst ab, ihren Mann gewarnt zu haben. Doch der Druck aus der Bevölkerung steigt. Später gibt sie es doch zu, erklärt am 12. Januar 1989 ihren Rücktritt.
Die Liebe ist stärker als die Affäre Kopp
Er habe sie das Amt gekostet, wettert die Bevölkerung. Ihr, der ersten Frau im Bundesrat. Doch für Elisabeth Kopp ist klar: Sie hält zu ihrem Mann. Sie liebt ihn.
Das Bundesgericht spricht Elisabeth Kopp später vom Vorwurf der Amtsgeheimnisverletzung frei. Doch die gehobene Gesellschaft ächtet das Paar fortan, ihre Partei ebenso. Die Kopps werden nur noch als schrullig-schrilles Paar wahrgenommen. Auf den gesellschaftlichen Abstieg folgt der finanzielle: Trotz fast 200000 Franken Bundesratsrente versteuern die Kopps keinen Rappen. Die Villa «Drei Eichen» wird schliesslich zur Zwangsversteigerung angeboten.
2007 kommt der Film «Elisabeth Kopp – eine Winterreise» ins Kino. Er zeigt eine traurige Elisabeth Kopp. Aber auch eine Frau ohne Reue. Ohne Zweifel an ihrem Mann. Dem Mann, den sie liebt. Sie hoffte zuletzt noch auf «ein paar sorgenfreie Jahre» mit ihm. Gedacht hat sie wohl an ihre eigene Krankheit, chronische Leukämie. Aber er musste vor ihr gehen.
Heute findet die Beisetzung im engsten Familienkreis in seiner Heimatgemeinde Zumikon statt.
Er sei die «geborene Hintergrundfigur», sagte Hans W. Kopp von sich. Doch sein Wirken brachte ihn immer wieder in die Schlagzeilen – BLICK zeigt die besten.
Er sei die «geborene Hintergrundfigur», sagte Hans W. Kopp von sich. Doch sein Wirken brachte ihn immer wieder in die Schlagzeilen – BLICK zeigt die besten.