Es dauert nur eine Sekunde. Ein Griff in den Stoffbeutel – und schon sind Senf, Wiesensalbei, Klee, Mohn und Ringelblumen verstreut. Guerillagärtner Maurice Maggi (62) aus Zürich hat immer Pflanzensamen dabei. Seit 33 Jahren hinterlässt er auf all seinen Wegen blumige Spuren.
An der Sihlfeldstrasse sind bei den Eichen nun Malven, Klatschmohn und sogar Flohsamen in die Höhe geschossen. Auch mit dem In-Kraut Lupinen hat Maggi experimentiert. «Es hat ganz viel Eiweiss und ist bei Veganern sehr beliebt», sagt der gelernte Gärtner. Dank Maggi ist Zürich eine essbare Stadt – theoretisch. Denn Verzehren würde er die Strassenkräuter nicht unbedingt – oder erst, wenn sie Doggenhöhe erreicht haben. Maggi weiss: «Also so hoch, dass auch die grössten Hunde nicht mehr rankommen.»
Pflanzen sind wie seine Kinder
Die Pflanzen sind seine Kinder, doch der Guerillagärtner wässert, jätet und pflegt sie nicht. Die Arbeit muss schnell gehen. Nicht immer waren die Blumengraffiti überall erwünscht: Eine Straftat ist seine Arbeit trotzdem nicht. «1998 habe ich mich und meine Pflanzenkunstwerke geoutet. Mittlerweile habe ich mit der Stadt Zürich eine gute Koexistenz.»
Maggis Rezept: Er beginnt zu säen, sobald die Böden nicht mehr gefroren sind. Aber auch nicht zu früh – denn wenn doch noch Frost komme, sei es um die Pflanzen schnell wieder geschehen.
Früher warf Maggi Pflanzenbomben auf Hausdächer und an andere unzugängliche Orte. Die Tonkugeln mit den Samen drin seien aber zu nährstoffreich gewesen. Der Freistilgärtner erklärt: «Normalerweise passt sich eine Pflanze dem Boden an, doch hier wuchsen sie zu hoch für die Verhältnisse und verhungerten dann!»
Auch das Gespräch mit seinen Kräutern ist ihm wichtig
Liebevoll redet Maggi über seine Pflanzen: «Einmal über den frischen Basilikum streichen, dann fahre ich herunter.» Er pflegt das Gespräch: «Wenn ich meine Kräuter giesse, antworten sie mit ihrem intensiven Geruch.» Allergisch reagiert Maggi auf das Wort Unkraut. Denn: «Jedes Kraut hat seine Berechtigung.»
Auf einem Rundgang mit Maggi sieht man die Stadt mit anderen Augen: «Bei der Nordbrücke gibt es sogar eine Passionsfrucht, die ist über 30 Jahre alt. Die warme Luft vom Tunnel, Schotter und Fels lassen die Frucht im Gleisbett gedeihen», verrät er. Auch andere Städte wie Bern, Luzern, Basel und Lausanne bringt der Blumenkünstler mittlerweile zum Blühen.
Zürich habe sich schon zum Positiven verändert, sagt er am Bullingerplatz. Im Verkehrskreisel sieht man heute Blumentöpfe mit Pflanzen. Doch auch hier leidet Maggi: «Eigentlich finde ich Töpfe nicht so gut. Vor allem die modisch schwarzen, da leiden die Pflanzen doch nur, weil sie viel zu heiss haben. Das Wasser verdunstet zu schnell, sie können keine tiefen Wurzeln schlagen.» Der Guerillagärtner verabschiedet sich – in den Zürcher Grossstadtdschungel.
Egal, ob kleiner Balkon oder grosser Schrebergarten, ob Nutz- oder Zierpflanzen: BLICK sucht die schönsten Pflanzenparadiese der Schweiz.
Wer einen grünen Daumen hat, schicke bitte ein Foto von sich und seinem Garten oder Balkon per Whatsapp (079 813 80 41) oder via E-Mail (8989@blick.ch).
Einen Blumentopf gibt es zwar nicht zu gewinnen, dafür Ruhm und Ehre: Die Bilder der schönsten Gärten werden publiziert.
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