Vier Beschuldigte wurden am Dienstag in der Stadt Zürich, ein weiterer im Kanton Solothurn verhaftet, wie die Zürcher Stadtpolizei und die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich am Dienstagnachmittag mitteilten. Für alle fünf wird die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft beantragen. Elf mutmassliche Opfer seien durch auf Menschenhandel spezialisierte Polizeikräfte befragt worden.
Die Staatsanwaltschaft führt gegen die Beschuldigten ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Menschenhandel und Förderung der Prostitution.
Schwangere zur Prostitution gezwungen
Mitglieder der Gruppe hätten in Rumänien benachteiligte junge Frauen via Soziale Medien angesprochen, schrieb Eurojust, die Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen. Den Angaben zufolge spielten die mutmasslichen Menschenhändler den Opfern Liebe vor oder lockten sie mit dem Versprechen ins Ausland, sie könnten dort zu lukrativen Bedingungen Sexarbeit verrichten.
Tatsächlich hätten die Betroffenen ohne Pause unter entwürdigenden Bedingungen arbeiten müssen, ungeachtet ihres körperlichen und seelischen Zustands. Selbst Schwangere seien zur Prostitution gezwungen worden. Dabei mietete die Bande gemäss Eurojust Wohnungen an und bewarb die Dienste der Frauen auf Escort-Websites.
«Kriminellen-Schule» in der Schweiz
Ab 2022 operierte die Bande laut Communiqué in mehreren Städten der Deutschschweiz und namentlich in Zürich. Zuvor sei sie mehr als sieben Jahre lang in anderen Staaten Europas tätig gewesen.
Nach dem Umzug in die Schweiz habe der mutmassliche Chef der Gruppe begonnen, neue Mitglieder zu rekrutieren, teilte Eurojust mit. Er habe eine eigentliche «Kriminellen-Schule» aufgebaut und andere gelehrt, Opfer zu versklaven und auszubeuten.
Laut Eurojust wurden die mutmasslichen Opfer der Menschenhändler in Sicherheit gebracht. Sie erhielten Unterstützung von einem spezialisierten Beratungsdienst. In Rumänien habe sich die Razzia auch gegen Personen gerichtet, welche die Haupttäter logistisch unterstützt und für sie Geld gewaschen haben sollen.