Flucht vor Zürcher Polizei
Alessia (16) stirbt in 380-PS-Audi

Der Fahrer (17) überschlägt sich auf der Flucht vor der Zürcher Polizei unter der Europabrücke.
Publiziert: 25.03.2012 um 22:49 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:19 Uhr
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In diesem Audi RS6 sassen sechs Teenager. Fünf leben noch. Die 16-Jährige Alessia stirbt.
Foto: Markus Heinzer/ Newspictures
Von Roland Gamp und Sandro Inguscio

Gestern Morgen gegen sieben Uhr: Die Kantonspolizei Zürich kontrolliert an der Pfingstweidbrücke die Autos von Partygängern, die in Richtung Aargau heimfahren.

Auch einen schwarzen Audi RS6 wollen sich die Beamten genau ansehen. Der Kombi hat ­einen 4,2-Liter-V8-Motor und 380 PS. Ein Geschoss, in 4,9 Sekunden auf 100 km/h. Ein Polizist macht ein Haltezeichen.

Am Steuer des Audis sitzt R. M.* (17). Ein Billett hat er nicht. Seine Passagiere: drei Burschen, zwei Mädchen. Alle Schweizer. Keiner älter als 18.

Alessia D.* († 16) aus Lachen SZ und Eliana B.* (18) aus Hütten ZH sitzen hinten. Sie waren zusammen in der Sek, sind beste Freundinnen geblieben.

«Ich wusste, dass sie mit Elia­na unterwegs war. Aber nicht wohin», sagt Alessias grosser Bruder. «Sie gingen immer zusammen in den Ausgang.»

Auch Elianas Mutter weiss nichts vom Ausflug nach Zürich. «Eliana hätte eigentlich beizeiten daheim sein müssen. Wir waren am Sonntag zu einer Taufe eingeladen. Aber sie meldet sich nie ab, wenn es später wird. Deshalb machte ich mir keine Sorgen, als sie am Morgen noch nicht daheim war.»

Als er die Polizei sieht, dreht R M. durch. Er steigt aufs Gas, der Audi durchbricht die Kontrolle. «Es fühlte sich an wie ein Erdbeben», sagt ein Augenzeuge. Schon an der Stadtgrenze hat der Sportwagen der Teenager die Polizei abgehängt.

Keine zehn Minuten später braust der Audi RS6 zurück in Richtung Zürich. R M. hat das Auto gewendet. Ein Fluchtmanöver. Er rast weiter. In eine enge Rechtskurve. Dann passiert es: Der Kombi schiesst über ein Kiesbett. Überschlägt sich. Knallt unter der Europabrücke gegen Stahlbalken.

Ein Zeuge hat die gespenstische Unfallstelle gefilmt. Leise hört man den Unfalllenker sagen: «Ich habe im Fall keine Autoprüfung.»

Eliana kann aus dem Wrack kriechen. «Ihr Brustbein ist gebrochen, die Leber gequetscht, Rückenwirbel sind verletzt, Nase und Schädel gebrochen», sagt ihre Mutter.

Doch das Schlimmste wusste Eliana gestern noch nicht. Dass ihre Freundin Alessia tot ist.

«Ich weiss nicht, warum sie in diesem Auto sass», sagt Alessias Bruder. «Und ich verstehe einfach nicht, warum ein 17-Jähriger so ein Auto fährt. Wir alle sind geschockt.»

Halter des 380-PS-Autos ist ein 30-Jähriger aus Wädenswil ZH. «Ich habe es einem Kollegen geliehen», sagt er. «Ich weiss nicht, was damit passiert ist.» Seit zwei Monaten stand es regelmässig auf dem Parkplatz des Vaters von R M. Ob der von der Spritzfahrt wusste, wollte er gestern nicht sagen.

* Namen der Redaktion bekannt

Das Unfallauto: ein Audi RS4

Beim Unfallauto handelt es sich nicht um einen Audi RS6, wie die Polizei in ihrer ersten Mitteilung schrieb, sondern um einen RS4 mit 2,7 Liter Bi-Turbo-V6-Motor, 381 PS. Zahlreiche Leser haben uns darauf aufmerksam gemacht. Der Typ wurde inzwischen auch von der Polizei korrigiert.

Beim Unfallauto handelt es sich nicht um einen Audi RS6, wie die Polizei in ihrer ersten Mitteilung schrieb, sondern um einen RS4 mit 2,7 Liter Bi-Turbo-V6-Motor, 381 PS. Zahlreiche Leser haben uns darauf aufmerksam gemacht. Der Typ wurde inzwischen auch von der Polizei korrigiert.

Polizei sucht Zeugen

Personen, die am Sonntag zwischen 7 Uhr und 7.10 Uhr im Raum Bernerstrasse Nord und Süd Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich unter 0444 117 117 zu melden.

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