Grosse Pause an der Berufsbildungsschule Winterthur BBW gestern Morgen: Um zehn Uhr strömen die Schüler ins Freie – und in die Denner-Filiale auf der anderen Strassenseite.
«Klar, eine Mensa gibt es schon», sagt Spengler-Stiftin Marina Schulz (17). «Aber dort ist alles viel teurer.» Ihre halbe Klasse deckt sich bei dem Discounter mit Energydrinks, Zigaretten und Knabbereien ein. Und verbringt den Rest der Pause beim Parkplatz vor dem Laden.
«Einen aus unserer Klasse haben sie kürzlich erwischt, als er vergass, sein Red Bull zu bezahlen», sagt Kevin Rüegg (17). Und was ist mit der Sauerei am Boden? «Für den Abfall hier können wir doch nichts», sagt Marina. «Wir schmeissen alles in den Kübel.»
BBW-Rektor Erich Stutz (54) kennt das Problem: Niemand will es gewesen sein. «Natürlich kaufen viele Lernende dort ein, viele Lehrpersonen übrigens auch. Aber an unseren Schulen gibt es über 4600 Lernende. Nur ein kleiner Teil hat etwas mit dem Littering-Problem zu tun, 99 Prozent wissen, was sich gehört.»
Seit einem halben Jahr weiss die Schulleitung haargenau, wer das Problem verursacht – dank Nachbarn der BBW: «Im direkten Gespräch mit den betroffenen Anwohnern schlug ich vor, dass sie Fotos von solchen Situationen machen», sagt Stutz.
Dabei kommen laut dem Rektor auch die Kiffer dran: «Die stören die Anwohner besonders, weil sie sich gerne in den Winkeln der Überbauung verkriechen. Uns geht es vor allem um Abfall, den sie dort zurücklassen.»
Der «Landbote» machte die Aktion gestern publik. Sie greift, wo die schuleigenen Kameras nicht hinsehen. «Ich wurde mal beim Kiffen gefilmt», sagt etwa die Bäcker-Stiftin «Tinky» (17). «Ich warte immer noch auf die Busse.»
Die Fotos der Nachbarn hängen eine Woche im Lehrerzimmer. Wer erkannt wird, muss zum Rektor. Wer dann nicht spurt, kriegt einen 230-Franken-Verweis. Und: Der Lehrbetrieb erfährt davon.
BLICK sprach mit einem Anwohner, der regelmässig die Kamera zückt. Aus Angst vor Racheakten will er unerkannt bleiben. «Manchmal lungerten sie direkt vor unserem Eingang herum. Wir konnten die Haustür nicht mehr öffnen!», sagt der Rentner. Seit er abdrückt, spuren die Lehrlinge: «Ich sitze nicht ständig auf dem Balkon und schaue hinunter. Aber die Möglichkeit besteht immer – deshalb verhalten sie sich jetzt korrekt.»
Das freut Rektor Stutz: «Es geht darum, die Spielregeln klar zu machen, Leitplanken zu setzen.» Das wirkt: «Die Situation hat sich massiv verbessert. Ich bin sehr zufrieden.»
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