Physiker rechnet seinen Unfall schön
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Nach Frontal-Crash:Physiker rechnet seinen Unfall schön

Emil K. (77) aus Uhwiesen ZH versucht, mit mathematischen Methoden seine Unschuld zu beweisen
Physiker rechnet seinen Unfall schön

Emil K.* (77) aus Uhwiesen ZH verursachte im Oktober 2019 einen schweren Autounfall. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft hat der 77-Jährige Schuld. Doch der Physiker ist von seiner Unschuld überzeugt und rechnet den Unfall zu Hause durch.
Publiziert: 20.02.2020 um 23:03 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2020 um 08:55 Uhr
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Emil K. (77) aus Uhwiesen ZH studiert seine Unterlagen und Berechnungen. Der diplomierte Physiker versucht, seine Unschuld zu beweisen.
Foto: Johannes Hillig
Johannes Hillig

Konzentriert sitzt Emil K.* (77) aus Uhwiesen ZH am Küchentisch in seiner Wohnung. Vor ihm liegen mehrere Blätter mit Formeln und Gleichungen. Er prüft seine bisherigen Berechnungen. Geht noch mal alles durch. Stimmt alles? Es muss! Der Senior versucht nämlich, seine Unschuld zu beweisen – mit Hilfe der Naturgesetze.

Keine leichte Aufgabe für den diplomierten Physiker. Für die Polizei und Staatsanwaltschaft ist der Sachverhalt eindeutig. K. hat einen schweren Crash verursacht.

Konkret geht es um den Autounfall vom 23. Oktober 2019 bei Thayngen SH. Der Senior ist gegen 17 Uhr mit seinem Citroën C5 unterwegs. Er will nach Bietingen (D) – und unweit der Schweizer Grenze zum Lidl fahren. Routine für den Rentner. «Die Strecke fahre ich seit Jahrzehnten, ich kenne mich dort bestens aus», sagt der Zürcher zu BLICK.

Fahrerseite des Citroën wird aufgerissen

Doch dann kommt eine leichte Rechtskurve. Laut Strafbefehl der Schaffhauser Staatsanwaltschaft vom 13. Februar 2020 gerät K. dort in den Gegenverkehr, kracht frontal in einen Lieferwagen. Der Aufprall ist heftig. Die Fahrerseite des Citroën wird aufgerissen. Der Senior hat grosses Glück. Er kommt mit einem Kreuzbandriss davon.

Wegen mangelnder Aufmerksamkeit am Steuer verurteilt ihn die Staatsanwaltschaft zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse von 1700 Franken. Doch das will der Pensionär nicht auf sich sitzen lassen. Er legt Einsprache ein, will vor Gericht gehen.

Polizei hat einen Fehler gemacht

K. glaubt nicht daran, dass er als geübter Lenker einfach so in den Gegenverkehr fuhr. Seine Version: Er ist das Opfer. «Plötzlich kam der Kleinlaster aus dem toten Winkel und hat mich abgeschossen», behauptet er. Die Fahrzeuge hätten sich ineinander verkeilt, und dann habe der Lieferwagenfahrer den Rückwärtsgang eingelegt. «Ich dachte zuerst, dass mein Auto noch fährt, bis ich gemerkt habe, dass mich der Lieferwagen mitschleift», erzählt der Physiker.

Nur wenige Meter sei der Citroën mitgeschleppt worden, aber dadurch habe sich sein Wagen gedreht. Seine Version: «So befand ich mich plötzlich auf der Gegenfahrbahn, und die Polizisten vor Ort dachten, dass ich in den Gegenverkehr gefahren bin.»

Man muss nur die Zugkraft berechnen

Dass er tatsächlich mitgeschleift wurde, versucht er auch mit Hilfe der Lieferwagenfelge mathematisch nachzuweisen. Diese sei total zerrissen gewesen. Nicht durch den Unfall, sondern erst durch die Schleifaktion. Und das könne er beweisen. «Es ist eigentlich ganz simpel. Man muss nur berechnen, wie viel Zugkraft es braucht, um die Felge zu zerreissen», führt der Physiker aus. Ob die Rechnung am Ende tatsächlich aufgeht, wird wohl ein Gericht entscheiden.

* Name geändert

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