93 Verhaftete, elf Verletzte und mehrere tausend Franken Sachschaden: So lautet die Bilanz der Stadtpolizei Winterthur und der Kantonspolizei Zürich nach einer unbewilligten Demonstration in der Nacht auf Sonntag beim Winterthurer Bahnhof.
Mehrere hundert Personen hatten sich gegen 21 Uhr beim Bahnhofplatz versammelt. Die Gruppe wollte tanzend durch die Stadt ziehen und sich für mehr Freiräume einsetzen. Die Polizei war mit einem grossen Aufgebot präsent.
Angriffe mit Pyros
Nach ersten Angriffen mit Pyros kesselte die Polizei die gewaltbereiten Kundgebungsteilnehmer ein und forderte diese auf, den Platz zu verlassen. Es folgten jedoch Angriffe mit Laser, Pyros, Steinen und anderen Wurfgegenständen, wie Fritz Lehmann, Kommandant der Stadtpolizei Winterthur, am Sonntag vor den Medien sagte. Darauf habe die Polizei Gummischrot, Wasserwerfer und Pfeffersprays eingesetzt.
Bei den Verhafteten handelt es sich um 89 Erwachsene sowie 4 Minderjährige. 33 stammen aus Winterthur, 52 aus dem Kanton Zürich. Von den 93 Personen haben 77 das Schweizer Bürgerrecht. 9 Personen haben keinen festen Wohnsitz in der Schweiz.
Gegen 8 Personen wird wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz, Verstoss gegen das Vermummungsverbot und Landfriedensbruch an die zuständige Amtsstelle rapportiert. Gegen drei wird ein Verfahren eingeleitet.
Unter den elf Verletzten befinden sich vier Einsatzkräfte. Alle Verletzten konnten das Spital wieder verlassen, wie es an der Medienkonferenz hiess.
Mit Hammer und Betonklötzen zu «Tanzanlass»
Die Polizei stellte bei den Demonstrierenden unter anderem Masken, Schutzbrillen, Messer, Pfeffersprays, Magnete, Betonklötze, Laser, Hammer und Zangen sicher.
Diese Materialsammlung und das ganze Verhalten zeige deutlich, dass es nicht um friedliches Tanzen gegangen sei, sagte Stadträtin Barbara Günthard-Maier, Vorsteherin des Departementes Sicherheit und Umwelt. Ein solch gewalttätiges Verhalten werde in Winterthur nicht toleriert. Hier pflege man eine Kultur des Miteinanders und nicht des Gegeneinanders.
Die Polizei sei zurückhaltend und mit Augenmass vorgegangen, habe professionell und situativ richtig gehandelt, sagte die Stadträtin. Die Stadt habe schon im Vorfeld gesagt, dass der Bahnhofplatz als wichtiger Verkehrsknotenpunkt für eine solche Veranstaltung nicht geeignet sei. Sie sei aber gerne bereit, mit Demonstrationswilligen, die ein Gesuch einreichten, nach sinnvollen Lösungen zu suchen.
Tanz für Freiräume
Zur Teilnahme am Umzug namens «StandortFUCKtor» war via Facebook und mit einem Flyer aufgerufen worden. Die wenigen verbliebenen Freiräume in den urbanen Zentren würden zu Ordnungswüsten gesäubert, stand auf dem Flugblatt. Toleriert und gefördert werde nur, was Profit abwerfe. «Das passt uns überhaupt nicht, deshalb feiern wir. Laut, ungefragt und bis tief in die Nacht hinein.»
Am 25. Mai hatte eine «Tanz dich frei»-Kundgebung in Bern landesweit für Aufsehen gesorgt. Bis zu 10'000 Personen zogen durch Berns Innenstadt und liessen eine Spur der Verwüstung hinter sich.
Rund zwei Wochen nach der Kundgebung in Bern hatten sich rund 800 Personen in Aarau an einer Tanzdemo für ein autonomes Zentrum beteiligt. Diese verlief mehrheitlich friedlich. (bau/SDA)