Eklat beim Prozess um den Mord von Höngg
Francescas Vater: «Du Bastard!»

Der Mörder nahm ihnen das Liebste. Als sich Luis W. (23) dafür entschuldigen will, brechen bei Antonio Prete (45) alle Dämme.
Publiziert: 26.08.2009 um 10:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:37 Uhr
Von Viktor Dammann und Corinne Landolt

Der Ex-Punker trägt schwarzes Stoppelhaar und einen feinen Anzug: Luis W.* muss sich für seine unerklärliche Mordtat vom 23. November 2007 verantworten. Warum erschoss er Francesca, ein Mädchen, das er nicht kannte?

Gerichtspräsident Rainer Klopfer beginnt Jahre vor der Tat: In der Mittelstufe hatten Sie Probleme mit dem Lehrer?
Luis W.: «Ja, er las der ganzen Klasse meine fehlerhaften Diktate vor.»

Nervte Sie das? Hassten Sie ihn?
«Es ist nicht schön, so blossgestellt zu werden. An einem Silvester sprengte ich ihm den Briefkasten.»

Sie wollten sich einmal töten?
«Ja, mit giftigen Pflanzen.»

Und Ihren Eltern spielten Sie vor, Sie seien massiv drogensüchtig?
«Weil ich keine Lust hatte, in die Schule zu gehen.»

Dann arbeiteten Sie bei Sicherheitsfirmen. Was gefiel Ihnen daran?
«Wir waren gute Leute.»

Ein Gefühl von Macht?
«Ja, schon.»

Dann kam die RS. Wie war die?
«Nicht so schlimm wie erwartet.»

Sie mussten täglich schiessen. War das kein Problem für Sie?
«Nein.»

Warum nahmen Sie eine scharfe Patrone aus der RS nach Hause?
«Sie war als Andenken gedacht.»

Und die Pistole?
«Es war der Reiz, eine zu besitzen.»

Der Mord: Luis W. ist mit der RS fertig und fährt heim. Lädt die geklaute Patrone ins Sturmgewehr. Geht zu Fuss auf den Hönggerberg. Sucht ein Ziel, nimmt Francesca (†16) ins Visier – und drückt ab. Das Projektil durchschlägt ihre Lunge. Sie sinkt neben ihrem Freund Alex (damals 15) nieder. Ihre letzten Worte: «Lüt mim Mami a.» Dann verblutet sie.

Was ging da in Ihnen vor?
«Ich weiss es nicht mehr.»

Warum haben Sie das getan?
«Ich kann es nicht erklären.» Luis W. reibt sich verlegen die Hände. «Ich bereue die Tat und möchte ihre Eltern um Verzeihung bitten.»

Da hält es Francescas Vater Antonio Prete nicht mehr aus: «Niemals!» ruft er. «Bastard! Sei ruhig!»

Luis W. wird weiter befragt: Warum gingen Sie an den Tatort zurück?
«Ich konnte nicht glauben, was geschehen war.»

Nach dem tödlichen Schuss fragt Luis W. ausgerechnet Francescas geschockten Freund, was passiert sei. Er habe einen Knall gehört. Ein Fehler: Der neugierige Luis W. fällt der Polizei auf. Zwei Tage später wird er verhaftet.

Gestern kriegt der Killer seine Strafe: 17 Jahre Zuchthaus wegen Mordes. Wegen seiner Persönlichkeitsstörung wird Luis W. im Zuchthaus stationär behandelt. Ausserdem muss er der Familie Prete 250000 Franken Genugtuung zahlen.

* Name der Red. bekannt

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